Dienstag, 28. Mai 2013

Jan Kossdorff: "Kauft Leute"

 
"Kauft Leute" ist ein interessanter (und hoffentlich utopischer) Roman des österreichischen Schriftstellers Jan Kossdorff. Dabei zeigt der Autor eine Zukunftsvision auf, die von der Realität gar nicht mehr so weit entfernt ist. 

Denn im Roman von Kossdorff geht es um die Unternehmung "HÜMANIA", die, wie der Buchtitel schon sagt, Leute verkauft. In den Filialen der Firma kann man Menschen für alles erwerben: Nannys, Freundinnen und Freunde, Gärtner, jemanden zum Quatschen, Lover usw. Wichtig dabei ist aber, dass man die Menschen tatsächlich besitzt und man quasi die Allmacht über diese hat. Meist sind dies Menschen aus osteuropäischen Ländern oder aber Leute, die mit ihrem Leben nicht klar gekommen sind - etwa, weil sie einen Schuldenberg oder sonst etwaige Probleme haben.
Im Zentrum der Geschichte steht dabei die Werbetexterin Caro, die nach einem Entzug (sie war süchtig nach einem Online-Game) und einer gescheiterten Beziehung zurück auf den Arbeitsmarkt will. Obwohl sie die Philosophie von HÜMANIA nicht wirklich akzeptieren kann, bewirbt sie sich dort und erhält tatsächlich die Stelle. Mit der Zeit aber beginnt sie, die Geschichten der in Schaufenster ausgestellten Menschen zu hinterfragen - und kommt immer mehr mit ihrer eigenen Moral und Ethik in Konflikt.

Der Roman ist per se eine Kritik am Konsumwahn und der Machtgeilheit der Menschheit als solches. Fakt ist, dass die Sklaverei zwar abgeschafft, eine neu Art der "Unfreiheit", etwa durch Zwangsarbeit, entstanden ist. Angekurbelt durch den masslosen Konsum und der grenzenlosen, freien Marktwirtschaft scheinen Unternehmungen wie HÜMANIA nur eine Frage der Zeit zu sein. Auf alle Fälle ist die Geschichte höchst interessant, der Text leicht und verständlich geschrieben und das Buch einen Kauf wert.

Für:
Sozialkritiker, Sarkasten, unverbesserliche Weltverbesserer, Menschen mit Weitsicht

Nicht für:
Marktwirtschafter, absolute Kapitalisten, Sklaventreiber

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