Donnerstag, 5. September 2013

Ferdinand von Schirach: "Verbrechen"

"Verbrechen" des Strafverteidigers und Juristen Ferdinand vorn Schirach ist kein zusammenhängendes Buch, sondern eine Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Leben von von Schirach. Dabei erzählt der Rechtsexperte zum Teil unglaubliches, zum Teil tragisches, zum Teil lustiges.

Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren, studierte hernach in Bonn und liess sich 1994 als Rechtsanwalt in Berlin nieder.
Von Schirach wurde schnell als "Promi-Anwalt" berühmt; er vertrat unter anderem den BND-Spion Norbert Juretzko oder Klaus Kinski.

Mit "Verbrechen" veröffentlichte er 2009 sein erstes Buch, 2010 folgte "Schuld" und 2011 "Der Fall Collini".
Alle drei Bücher waren über Wochen auf der Spiegel-Beststellerliste.

Das Buch selbst ist, wie bereits erwähnt, eine Reihe von Kurzgeschichten, die von Schirach als Anwalt behandelte. Die Fülle von verschiedenen, zum Teil äusserst zwielichtigen Gestalten scheint grenzenlos.
Von Schirach erzählt die Geschichten seiner Mandaten jedoch mit einem unglaublichen Fingerspitzengefühl und ohne politische oder gesellschaftliche Wertung. Daneben erläutert er einige Problematiken des deutschen Rechtssystems oder der polizeilichen Vorgehensweise.
Die Geschichten sind meist unglaublich, muten bisweilen gar utopisch an, gelten jedoch allesamt als wahr.
Das Erstaunen, welches die Erzählungen auslösen - etwa, wenn ein japanischer Geschäftsmann für eine alte Teeschüssel zwei Menschen foltern und umbringen lässt - sind grenzenlos. Man fragt sich, ob solche Dinge wirklich in unserer Welt passieren und heute noch geschehen.
Die Erzählungen sind jedoch nicht nur brutal, sondern auch herzzerreissend: Wenn ein junger Mann von der Gesellschaft her keine Chance hat, nach Äthiopien flüchtet und dort seine Liebe des Lebens findet, danach aber wieder ausgewiesen wird - dann hat man dann tatsächlich Verständnis für seine Situation.

Fakt ist, dass das Buch äusserst leicht und flüssig zu lesen, dass die Geschichten ausnahmslos fesselnd und spannend sind. Von Schirach weiss, wovon er spricht und was er erlebt hat, ist zwar abstrus, aber dennoch real. Genau aus diesem Grund ist das Buch empfehlenswert: Man begreift, dass in unserer Welt nicht alles so ist, wie es scheint und dass es halt Menschen braucht, die auch die "Bösen" verteidigen - denn ansonsten wäre der Staat ein Schurkenstaat und wir nicht besser als diese "Bösen".

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