Montag, 6. Januar 2014

Back In Time!

Seit geraumer Zeit habe ich eine Musiksparte vernachlässigt, die mir persönlich eigentlich sehr am Herzen liegt: Oldies.
Die Schätze, die ältere Songs in sich bergen, sind enorm. Auch weil zu jener Zeit nur wirklich talentierte Musiker, Kreationisten, bekannt wurden. Zudem war es damals - in grauer Vorzeit - so, dass die Menschen viel mehr auf den Text denn auf die musikalischen Arrangements achteten.

Aus jener Zeit präsentiere ich euch jetzt fünf von meinen Lieblingssongs. Die Auflistung ist mitnichten komplett, sie könnte um ein Vielfaches erweitert werden. Aber es sind Songs, die mir gerade in der jetzigen Zeit durch den Kopf schwirren.

Creedence Clearwater Revival - Fortunate Son
Creedence Clearwater Revival - auch CCR genannt - sind eine der interessantesten Bands der Hippie-Zeit. Dies, weil sie das eigentlich konservativ-bürgerliche Musikgenre Country mit ihren Lyrics "hippie-tauglich" gemacht haben.
Zu Beginn noch Anhänger des klassischen Rock n' Roll von Künstlern wie Fats Domino oder Little Richard, flossen bald einmal Rythmen des Blues oder Countrys in ihre Songs.
Der Erfolg von CCR hat zwei Seiten: Zum Einen trafen sie mit ihren Texten den Nerv der Zeit, zum anderen war ihr Sound absolut massentauglich, weswegen CCR auch häufig in den kommerziellen Radiosendungen zu hören waren.

Fortunate Son, einer meiner Favoriten von CCR, behandelt den Vietnam-Krieg bzw. die Thematik der "Dienstfreiheit" der Söhne von Millionären und Senatoren.
Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson betitelte diese als "Söhne Amerikas" und "die amerikanische Zukunft", weswegen Kinder von wohlhabenden und einflussreichen Familien keinen Einzug ins Militär und somit in den Vietnam-Krieg befürchten mussten.
Die beissende Kritik an dieser Vorgehensweise im Song Fortunate Son machte diesen Track zu einer der Hymnen der 68er-Bewegung.


 
Herman's Hermits - No Milk Today
Eigentlich wurde diese Band 1963 unter dem Namen "Heartbeats" gegründet. Zuerst als Coverband unterwegs, benannte sich ein Teil der Band in Herman's Hermits um - primär, weil sie eigene Songs schreiben wollten.
Stammend aus Manchester, Grossbritannien, waren sie Teil der "British Invasion", welche durch die Beatles ausgelöst wurde und die grossen Erfolge britischer Musiker und Bands in Amerika betitelt.
Nebst Platten veröffentlichte die Band auch Musical-Filme, etwa Mrs. Brown, You Got A Lovely Daughter (1968).

No Milk Today ist die erfolgreichste Single der Band, obwohl der Song zuerst nur auf der B-Seite der Platte My Reservation's Been Confirmed zu finden war. Speziell am Track ist ausserdem, dass Herman's Hermit hierfür ein Orchester ins Studio holten - als einer der ersten Bands überhaupt.
Der Text behandelt die zerbrochene Liebe zwischen dem Sänger Peter Noone und seiner Freundin. Die leere Milchflasche steht dabei für das Ende der Beziehung, für das Ende aller seiner Träume.
So simpel wie das klingt, so tiefsinnig ist der Text eigentlich.
 

 
Edwin Starr - War
Dieser Song hat einer der interessantesten Geschichten des frühen, kommerziellen Musik-Business hinter sich.
1969 schrieben nämlich Norman Withfield und Barrett Strong diesen Track. Gedacht war er eigentlich für die Band The Temptations, die den Song tatsächlich im Studio auch aufnahmen und auf ihrem 1970 veröffentlichten Album Psychedelic Shack platzierten. Bei Publikum und Presse kam das Lied gut an, doch mit Rücksicht auf die zum Teil konservativ eingestellten Fans verzichteten The Temptations darauf, den Song weiterhin zu spielen und diesen auch nicht als Single zu veröffentlichen.
So suchten Withfield und Strong einen neuen Interpreten für ihren Antikriegssong - und wurden bei Edwin Starr fündig.
Starr, der mit bürgerlichem Namen Charles Edwin Hatcher hiess, hatte zuvor mit 25 Miles erst einen Top-10-Hit und nach War sollte auch kein grosser Erfolg mehr kommen.
Dennoch verlieh er dem Song eine viel grössere Intensität als noch The Temptations, mit seiner Soul-Stimme schrie er den Protest der 68er-Bewegung quasi ins Herzen.
So wurde der Track zum kommerziell erfolgreichsten Antikriegssong aller Zeiten. Und hallt bis heute nach.
 

 
The Statler Brothers - Flowers On The Wall
1955 noch als Four Star Quartet gegründet, benannte sich die Band 1961 in The Kingsmen um.
Man spielte eine Art Country-Gospel, wobei die Band primär durch den unglaublich tiefen Bass von Harold Reid bekannt wurde.
1963 wurde die Country-Ikone Johnny Cash auf die Jungs aufmerksam - und brachte sie beim Label Columbia Records unter. Im selben Jahr tauchte aus England eine gleichnamige Band auf und so benannte man sich kurzerhand in The Statler Brothers um. Gerüchten zufolge soll man sich dabei nach einer Packung Nastüchern benannt haben, die bei der Diskussion um eine Umbenennung per Zufall auf dem Tisch lag.

Flowers On The Wall (1966) war ihre dritte Single und brachte ihnen zwei Grammys sowie eine Top-Platzierung in den amerikanischen und europäischen Charts ein. Schlagzeuger beim Stück war übrigens W. S. Holland, der diesen Part auch bei Johnny Cash's Band Tennessee Three übernahm.
1994 wurde der Song wieder bekannt, als Quentin Tarantino diesen auf den Soundtrack von Pulp Fiction setze.
 

 
Lori Lieberman - Killing Me Softly With His Blues
Ein Cover eines Covers. Die Fugees wurden 1996 mit ihrem Album The Score weltweit berühmt - und darauf war der Song Killing Me Softly zu finden. Doch die Fugees waren nicht die ersten, die dieses Lied coverten. Vor ihnen hatte dies schon Roberta Flack anno 1974 getan, damals hiess der Track noch Killing Me Softly With His Song.
Im Original wurde der Song jedoch von der unbekannteren Lori Lieberman gesungen. Diese zeigte sich nach einem Konzert der Folk-Legende Don McLean dermassen beeindruckt, dass sie die Lyrics hierzu zusammen mit ihren Freunden Norman Gimbel und Charles Fox schrieb. Die Musik komponierte Gimbel alleine.
Der Maintitel wurde kurz vor der Veröffentlichung noch umgeschrieben, denn zuerst hiess das Stück Killing Me Softly With His Blues; erst kurz vor Fertigstellung der Single benannte Lieberman dieses in Killing Me Softly With His Song um.
 
Das Tragische daran ist, dass Lieberman nie wirklich Erfolg hatte - auch mit diesem Song nicht.
Die Interpretationen von Roberta Flack sowie die deutsche Version der Sängerin Manuela waren in den jeweiligen Ländern Top-Hits, später auch die Version der Fugees. Wieso, weiss ich eigentlich nicht.
 



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