Freitag, 7. März 2014

Calle 13 - Adentro

René Perez Juglar und Eduardo José Cabra Martinez bilden zusammen das puerto-ricanische HipHop-Duo Calle 13. Nun veröffentlichten die beiden einen Clip zum Song Adentro, der es in sich hat.
Im Track kritisieren die beiden die exzessive Gewalt, Drogenkonsum, Materialismus, Kapitalismus.
Dabei gibt Juglar selbst an, dass er "Opfer dieses Stereotyps" geworden sei. Schliesslich hat er sich ja auch einen 100'000 Dollar teuren Maserati gekauft.
"Als ich diesen fuhr", so Juglar weiter, "fühlte es sich nicht gut an. Es fühlte sich falsch an. Der Wagen stand für alles, wogegen ich kämpfte, wogegen ich bin."
Also nahmen die beiden Juglar's Karosse und zerlegten diesen für den Clip zu Adentro.
Die symbolische Vernichtung des Maseratis ist gleichzeitig die Vernichtung von Waffen, Drogen, Gewalt, Macht- und Geldgeilheit.
Entstanden ist ein eingängiger Clip zu einem echt guten hispanischen HipHop-Song, der einem aufzeigt, dass es in der Urban-Branche auch Typen gibt, die fernab von BlingBling und Bitches existieren.

Neuer Clip von OFF!

OFF!, das ist jene abstruse Band des Leadsingers von den Punktruppen Black Flag und Circle Jerks, Keith Morris, Burning Bridges-Frontmann Dimitri Coats sowie Shane McDonald (Redd Kross) und Mario Rubalcaba (Rocket From The Crypt).
Bei einer solchen Konstellation kann nur etwas ziemlich verstörendes erschaffen werden. Schliesslich sang Keith Morris schon Mitte der 90er-Jahren lauthals too drunk to fuck ins Mic.
Nun ist der neue Clip von OFF! da, und zwar zur Single Hypnotized.
Und ja. Es ist abstrus. Es ist sogar widerwärtig. Es ist eben Punk. Auch wenn die Herren schon in die Jahre gekommen sind, halten sie eisern an ihren rebellischen Gemütern fest.

Pharrell Williams - G I R L

Es ist so ein Ding mit Pharrell Williams. Seit je her ein begnadeter, ungemein talentierter Urban-Musiker, wurde er von der Öffentlichkeit bis dato als Anhängsel von Jay-Z oder Justin Timberlake wahrgenommen.
Grossartige Werke seinerseits, etwa die beiden Alben Fly Or Die und In Search of... mit dem Kollektiv N.E.R.D, inklusive geiler Singles wie She Wants To Move oder Rockstar, oder sein Solo-Debütalbum In My Mind anno 2006, wurden zwar von den Kritikern gelobt, von der Öffentlichkeit jedoch weitgehend unbeachtet hingenommen.
Dabei ist der Einfluss von Williams immens. Nicht nur produzierte er Grössen wie Snoop Dogg, Jay-Z, Mystikal oder Busta Rhymes, sondern er trat auch immer als Gastsänger in seinen geschriebenen Songs auf, etwa mit Madonna, Beyoncé oder P. Diddy. Daneben wirkte er in einigen Side-Projekten mit - nicht nur bei N.E.R.D, sondern auch bei Clipse (zusammen mit Kelis).

Der absolute Schub erhielt der mittlerweile 41-jährige Pharrell nun aber mit den Electro-Legenden Daft Punk. Diese holten den Alleskönner für ihr Comeback-Album Random Access Memories für zwei Songs als Sänger und als Produzent (!) des Werks ins Studio - und die Single Get Lucky wurde zum grössten Hit 2013. Auch brillierte Williams im Soundtrack für Despicable Me 2: Der Track Happy wurde zum einen für einen Oscar nominiert, zum anderen die Feelgood-Hymne des Jahres.
Nun, quasi im Sog dieses Erfolges, bringt Pharrell Williams sein zweites Album auf den Markt.
G I R L ist eine Ode an die Glückseligkeit, eine Hymne für ein lebensbejahendes Dasein.
Soulig fröhlich, funkig gutgelaunt gleitet Pharrell's Falsettstimme durch die Songs und vermittelt ein Gefühl der Leichtigkeit des Seins. Und dieses Gefühl ist alles andere als unerträglich.

Für das Album hat Pharrell auch ordentlich Unterstützung ins Studio geholt: Die Streicher wurden von der Filmmusik-Legende Hans Zimmer arrangiert, zudem sind sein Kumpel Justin Timberlake sowie auch Alicia Keys auf dem Werk zu finden. Und natürlich darf auch eine Kooperation mit Daft Punk nicht fehlen, die ihrerseits den Song Gust Of Wind beisteuerten - und damit wohl nahtlos am Erfolg von Get Lucky anknüpfen dürften.
Denn die Fröhlichkeit des Albums ist ansteckend, richtig gehend wohltuend. Auf alle Fälle dürfte G I R L das Urban-Album des Jahres sein. Das wage ich zu prognostizieren.




Übrigens: Im Clip zu Happy ist bei 2 Minuten 27 ein schwarzer Typ im bordeaux-roten Hemd zu sehen. Das ist genau jener Typ, der schon im Clip zu Lonely Boy von den Black Keys tanzte... damals noch solo.
Und bei 3 Minuten 42 taucht Jamie Foxx mit Familie auf. Und wer ganz ganz genau hinschaut: Steve Carrell taucht ebenso auf.

Donnerstag, 20. Februar 2014

William Fitzsimmons - Fortune

William Fitzsimmons ist sowas wie der Bob Dylan der heutigen Zeit. Scheinbar stets depressiv und melancholisch, packt er in seine Songs viel mehr als das Gefühl einer ganzen, desillusionierten Generation.
Und er ist da, wo er nicht hingehört: In überfüllten Hallen, in den Charts, im Mainstream. Der Mitdreissiger mit dem Eremitenbart entspricht dermassen keiner Konformität, keiner populär-kulturellen Planung der Musikindustrie, dass einem wohlig warm ums Herz wird - auch wenn seine Songs irgendwo zwischen mitreissend und trist herumpendeln.

Sein neues, mittlerweile sechstes Studioalbum Lions ist kürzlich erschienen. Und der Track Fortune ist sowas wie mein Soundtrack zum anbrechenden Frühling.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Neuer Stoff für eure Ohren!

In letzter Zeit erschienen gleich mehrere Alben auf dem Markt, die interessant, kurios, gesellschaftlich polarisierend sind:

Against Me!: Transgender Dysphoria Blues
Against Me! ist eine US-Rockband, die irgendwo zwischen Punk, Country und Folk anzusiedeln ist.
Während die Band früher regelmässig Alben veröffentlichten, zuletzt im Jahre 2011 gleich deren zwei, liessen sich die Jungs aus Florida nun drei Jahre Zeit.
Die Jungs? Nicht ganz. Bandgründer Tom Gabel nämlich, Frontsänger der Band, ist nun kein Mann mehr, sondern eine Frau. 2012 fing er an, sich in eine Frau zu verwandeln, Hormontherapie und Operationen inklusive. Schon zuvor spielte Gabel in Songtexten eine gewisse Transsexualität an, lebte auf der Bühne das Androgyne - erhob es gar zu Kunstform, ähnliche wie zuvor schon David Bowie oder Marilyn Manson.
Nun aber, im Jahre 2014, sind Against Me! zurück und haben neu eine Frau am Mic, die auf den klingenden Namen Laura Jane Grace hört.
Die Single, die den gleichen Namen wie das Album trägt, behandelt denn auch die Probleme, die auf Laura Jane Grace zugekommen sind - und die überraschende Erkenntnis, dass auch im normalerweise offenen Punk-Milieu Geschlechtsumwandlungen nicht immer gut ankommen.


Breton: War Room Stories
Breton war mal ein Künstler-Duo aus Grossbritannien, dass sich als eine Mischung aus Musiker und Filmer betitelte. Während sie selbst mit ihrem Debüt-Album Other People's Problems nur mässig erfolgreich waren, produzierten sie Videos für Lana Del Rey, Tricky oder Sinead O'Connor.
Die Einflüsse, die sie dabei mitnahmen, sind auf ihrem Zweitling War Room Stories deutlich zu hören.
Wichtig ist es der mittlerweile zum Quintett angewachsenen Band aber immer, zu betonen, dass ihre Musik mehr ist als eben nur Musik, dass Breton nicht eine Band, sondern ein Künstlerkollektiv sei und dessen Werke eine Mixtur aus cineastischer und musikalischer Motive seien.
Nun gut - meistens, wenn eine solche Argumentation einem Album vorgeschoben wird, kann man davon ausgehen, dass die Musik als Hauptkunstform nicht dermassen überzeugend ist.
Breton jedoch gehen ihren Weg konsequent und ihr Album vermag zu gefallen, wenn auch nicht restlich zu überzeugen.
Irgendwo zwischen TripHop, Alternative und Electronic angesiedelt, wummern die Bässe und schreien die Synthies, um dann in einer Indie-Melodie aufzugehen und sich schlussendlich in einen Club-Kracher zu verwandeln. Gewöhnungsbedürftig - aber recht gut.
Nach der Vorab-Single Got Well Soon, welche bereits vor 3 Monaten erschien, kommt mitsamt dem Album nun Envy, der Opener des Albums und ein Track, welcher wohl als einziger den Anspruch des Pops gerecht wird. 


The Go Find - Brand New Love
Finden wir uns. Mit The Go Find. Bzw. finden wir uns wieder. Und zwar mitten in den 80er-Jahren.
Der Belgier Dieter Sermeus, der Kopf hinter The Go Find, released alle drei Jahre ein Album unter eben diesem Pseudonym. Dabei behandelt er jedes Mal eine Musik-Epoche als solches und lässt seine Helden von damals in eigenen Songs aufleben.
Bei Brand New Love sind es die 80er-Jahre und handeln von Bands wie Eurythmics, Cocteau Twins oder The Chills. Und an Giorgio Moroder kommt man heutzutage so oder so nicht mehr vorbei - nicht erst, seit Daft Punk diesen auf Random Access Memories gehuldigt haben.
Allerdings sind die wummernden, wuchtigen Synthesizer und Beats bei The Go Find gelassen und melodiös arrangiert, alles wirkt wie ein ruhiger Spiegel dessen, was in den wilden 80er so abging. Von Disco und NDW ist nichts zu hören. Die Songs sind eher eine ruhige Erzählung dessen, wass Sermeus beinflusste bzw. heute noch beeinflusst.


Halls - Love To Give
Er will doch nur geliebt werden. Er, der aus Liverpool stammende Sam Howard.
Unter dem Pseudonym Halls veröffentlichte der Brite nun sein zweites Album. Und dass er viel Liebe zu geben hat und diese auch gern erhalten würde, das merkt man dem Werk an.
Bereits bei seinem Debüt Ark arrangierte Howard süffige, ruhig-melancholische Pop-Rock-Songs, die irgendwie passend für diesen Nicht-Winter sind und sich hervorragend eignen, um mit seiner Liebe an einem Sonntag im Bett zu bleiben und die Wetterkapriolen mit einem warmen Tee aus der wohlig-warmen Wohnung zu betrachten.
Dennoch kommt man nicht umhin, dem guten Sam Howard - oder eben Halls - zu sagen, dass es irgendeinmal reicht mit melancholischem Getue. Man will ja nicht depressiv werden.
Dennoch oder leider eben immer noch: Halls ist ein vielversprechender Musiker. Nach seinem ersten wie nach seinem zweiten Album.


The Amazing Snakeheads - Flatline (Single)
Okay. Wenn der Guardian-Musicblog schreibt, diese Band sei "so aufregend, dass man nicht mehr schlafen könne", dann ist es quasi meine Pflicht, diese euch vorzustellen - auch wenn bis dato kein Album von dem schottischen Trio auf dem Markt ist, sondern erst eine Single namens Flatlining und eine EP  (Testifying Time/The Truth Serum).
Und scheisse ja. Wenn man Clips und Songs der Band hört, kann man echt nicht mehr schlafen. Ich frage mich nur, ob dies daran liegt, dass die Jungs so gut sind, oder aber daran, dass man vor ihnen und ihrer Musik und deren visuellen Verarbeitung Angst kriegt.
Überzeugt euch selbst:


Die Band aus Glasgow prügelt eine Mixtur aus Punk, Hardcore, Rock, Rockabilly... was auch immer... in ihre Instrumente.
Tatsächlich kann ich mir sehr gut vorstellen, bei den Jungs im legendären Circle Of Death rumzuspringen und irgendwelchen wildfremden Leuten meinen Bierhumpen in die Fresse zu hauen. Und ja, da kann ich dann wirklich nicht mehr schlafen.


Montag, 10. Februar 2014

Chaos Z - Duell der Letzten

Aus aktuellem Anlass. War noch selten dermassen wütend auf meine Mitbürger und Mitbürgerinnen.

Der Kater danach

Gestern Sonntag stimmte die Schweizer Bevölkerung für eine Kontigentierung der Zuwanderung, für die Bevorzugung Schweizer Bürgerinnen und Bürger bei Arbeitsstellen sowie für die Beschränkung ausländischer Migranten und Migrantinnen.
Der Entscheid erfolgte zwar hauchdünn, dennoch zeigt die Abstimmung eines auf: Die SVP hat es geschafft, Ängste und Vorurteile zu schüren, der Wirtschaft und der Moral zu schaden und sich gegen sämtliche logischen Argumente durchzusetzen.
Denn: Dass die Schweiz unter der Einwanderung zu leiden habe, dass die Lebensqualität und die Arbeitslosenquote betroffen seien, ist ein schon fast grotesker Witz: Das reichste Land der Welt, für das wir uns halten, jammert tatsächlich über die Folgen der Personenfreizügigkeit - welche bei uns nachweislich (!) nicht nur mehr Wohlstand, sondern auch ein höheres Lohnniveau sowie eine geringere Arbeitslosenquote gebracht hat.
Den Gegner der Initiative gelang es derweil, trotz der breit gefächerten Ablehnung, nicht, die positiven Aspekte der Beziehungen zur EU faktisch und verständlich darzulegen sowie die Schweizer Bevölkerung von der Unsinnigkeit des Begehrens zu überzeugen. Dies einerseits, weil gerade aufgrund der Wirtschaftskrise ein grosses Misstrauen gegenüber den wirtschaftlichen Kreisen - also etwa den Mitte-Parteien und den Wirtschaftsverbänden - vorherrscht; andererseits weil es die Linke, die Grünen sowie die Gewerkschaften partout nicht schaffen, von ihrem intellektuellen Ross herunterzusteigen und ihr schöngeistiges Geschwätz in ein faktisch fundiertes, verständliches Argumentatorium umzumünzen und das Volk als solches für sich zu gewinnen.

Wie dem auch sei, der Kater wird höchst wahrscheinlich rasch folgen. Die Frage dürfte sein, wie die Abstimmungssiegerin SVP damit umgeht.
Die ersten Reaktionen aus dem umliegenden Ausland sowie aus der Europäischen Union zeigen, dass der Entscheid des Schweizer Volkes nicht ohne Konsequenzen sein wird.
Es wird von Rosinenpickerei gesprochen, davon, dass die Schweiz ökonomische Konsequenzen zu tragen haben werde; ja gar, dass die Bilateralen Verträge zwischen der EU und der Eidgenossenschaft gefährdet seien.

Für viele Schweizerinnen und Schweizer scheinen dies nichts weiteres als Drohgebärden zu sein. Doch die Stimmbürger, jene 50,3%, die sich für die Masseneinwanderungsinitiative ausgesprochen haben, unterschätzen zum Einen den Einfluss und die Macht der EU, zum Anderen überschätzen sie massiv die Wichtigkeit und den Einfluss der Schweiz auf der politischen und ökonomischen Weltkarte.
Höchst wahrscheinlich, und dies ist jetzt meine persönliche Meinung, haben die meisten der Ja-Stimmenden die Vorlage der SVP nicht richtig verstanden. In ihren Augen ging es einzig um die Zuwanderung aus dem Ausland - dabei vergassen oder übersahen die Befürworter die Konsequenz, die eine Annahme der Initiative zur Folge haben wird. Denn es wird nicht nur die Zuwanderung reguliert, sondern die bestehenden Aufenthalte, Geburten von Kindern von Nicht-Schweizern, von Saisonnieren usw.
Hinzu kommt, dass mit der Annahme Schweizerinnen und Schweizer bei einer Stellenbewerbung stets einem "ausländischen Konkurrenten" bevorzugt werden müssen - somit also auch Secondos, die noch über keinen Schweizer Pass verfügen.

Nebst dem Bruch der 2. Menschenrechtscharta der UNO, welche die Schweiz mitunterzeichnet hat (und wir somit gegen geltendes Menschenrecht verstossen) wird dies massive Probleme mit sich bringen. Nicht nur, weil die Schweiz als Wirtschaftsstandort unattraktiv für Grossbetriebe und globale Unternehmungen wird und die staatliche Bürokratie, welche ausgerechnet von der SVP stets kritisiert wird, massiv zunimmt, sondern auch, weil die Sozialwerke der Eidgenossenschaft mehr belastet und beansprucht werden, da Secondos ohne Schweizer Pass grosse Mühe haben werden, eine Arbeitsstellung zu finden.
Andererseits dürfte auch die Reaktion unseres wichtigsten Wirtschaftspartners, der EU, geharnischt ausfallen. Bereits haben mehrere EU-Parlamentarier aus Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden eine Aufkündigung der Bilateralen Verträge gefordert - was aufgrund der Guillotine-Klausel, welche in den Bilateralen I vorhanden ist, durchaus möglich ist.
Diese Klausel sieht nämlich vor, dass, wenn eine der Hauptbestandteile der Bilateralen gebrochen wird - und ein solcher Bestandteil ist die Personenfreizügigkeit - sämtliche weitere Verträge innerhalb 6 Monaten aufgelöst werden können.
Sollte dies eintreffen, dürfte die Schweiz ein enormes wirtschaftliches Problem haben; neue Zölle und Hemmschwellen für Schweizer Firmen im europäischen Markt würden auftreten (und bereits diskutieren deutsche Politiker über eine Marktbarriere für Schweizer Unternehmungen).
Daneben, und dies ist ein ebenso wichtiger Faktor, befürchten viele Analysten einen Exodus von internationalen Unternehmungen aus der Schweiz. Insbesondere in der Informatik-Branche könnten Firmen wie Google, IBM oder Microsoft ihren europäischen Sitz aus der Schweiz verlegen, da sie nicht genügend Fachkräfte finden bzw. diese nicht ohne unerheblichen Aufwand rekrutieren können.

Die Folgen wären verheerend für die Schweizer Wirtschaft.
Wie dann mit diesen Folgen umgegangen wird, ist offen. Die Frage, wer die Schuld trägt, derweil klar: Das Schweizer Volk.

Interessant war es gestern auch zu sehen, wie die Siegerin bzw. deren Parteipräsident Toni Brunner reagierte. Es scheint, als habe die SVP kein Patent für eine Annahme der Initiative in der Hinterhand gehabt. Die SVP und ihre Exponenten verstecken sich nun hinter der Formulierung, "dass der Bundesrat nach Brüssel gehen müsse und die Personenfreizügigkeit neu zu verhandeln habe" und "wie der Bundesrat nun damit umgeht, ist seine Sache" (SVP-Nationalrat Luzi Stamm).
Das dies eine "Mission Impossible" ist, ist Diplomaten im In- und Ausland längst bewusst, denn die Personenfreizügigkeit ist eines der wichtigsten Bestandteile der EU; ja sie ist gar eine tragende Säule der Idee "Europäische Union".
Die Strategie hinter solchen wässerigen, substanzlosen Aussagen ist klar: Sollte der Bundesrat bzw. deren Diplomaten nicht erreichen, der EU einen zufriedenstellenden Entwurf vorzulegen, der dem Initiativtext entspricht (und welcher notabene wiederum äusserst schwammig und inhaltlos formuliert wurde), kann die SVP schlicht der Regierung die Schuld in die Schuhe schieben.
Es ist ein gefährliches Spiel, welches die grösste Schweizer Partei sowie die Bevölkerung hier treibt. Dahinter steckt wohl die arrogante, ja gar abstruse Annahme, dass die Schweiz als Wirtschaftspartner schlicht zu wichtig sei, um sie zu ignorieren; dass die Schweiz eine solche ökonomische und politische Weltmacht ist, dass der EU nichts anderes übrig bleibt, um mit uns zu verhandeln.

Das ist ein gefährlicher Irrglaube, der nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch unsere Gesellschaft, unser Wohlstand etc. gefährdet. Doch diese Suppe haben wir nun selbst auszulöffeln.