Freitag, 7. März 2014

Calle 13 - Adentro

René Perez Juglar und Eduardo José Cabra Martinez bilden zusammen das puerto-ricanische HipHop-Duo Calle 13. Nun veröffentlichten die beiden einen Clip zum Song Adentro, der es in sich hat.
Im Track kritisieren die beiden die exzessive Gewalt, Drogenkonsum, Materialismus, Kapitalismus.
Dabei gibt Juglar selbst an, dass er "Opfer dieses Stereotyps" geworden sei. Schliesslich hat er sich ja auch einen 100'000 Dollar teuren Maserati gekauft.
"Als ich diesen fuhr", so Juglar weiter, "fühlte es sich nicht gut an. Es fühlte sich falsch an. Der Wagen stand für alles, wogegen ich kämpfte, wogegen ich bin."
Also nahmen die beiden Juglar's Karosse und zerlegten diesen für den Clip zu Adentro.
Die symbolische Vernichtung des Maseratis ist gleichzeitig die Vernichtung von Waffen, Drogen, Gewalt, Macht- und Geldgeilheit.
Entstanden ist ein eingängiger Clip zu einem echt guten hispanischen HipHop-Song, der einem aufzeigt, dass es in der Urban-Branche auch Typen gibt, die fernab von BlingBling und Bitches existieren.

Neuer Clip von OFF!

OFF!, das ist jene abstruse Band des Leadsingers von den Punktruppen Black Flag und Circle Jerks, Keith Morris, Burning Bridges-Frontmann Dimitri Coats sowie Shane McDonald (Redd Kross) und Mario Rubalcaba (Rocket From The Crypt).
Bei einer solchen Konstellation kann nur etwas ziemlich verstörendes erschaffen werden. Schliesslich sang Keith Morris schon Mitte der 90er-Jahren lauthals too drunk to fuck ins Mic.
Nun ist der neue Clip von OFF! da, und zwar zur Single Hypnotized.
Und ja. Es ist abstrus. Es ist sogar widerwärtig. Es ist eben Punk. Auch wenn die Herren schon in die Jahre gekommen sind, halten sie eisern an ihren rebellischen Gemütern fest.

Pharrell Williams - G I R L

Es ist so ein Ding mit Pharrell Williams. Seit je her ein begnadeter, ungemein talentierter Urban-Musiker, wurde er von der Öffentlichkeit bis dato als Anhängsel von Jay-Z oder Justin Timberlake wahrgenommen.
Grossartige Werke seinerseits, etwa die beiden Alben Fly Or Die und In Search of... mit dem Kollektiv N.E.R.D, inklusive geiler Singles wie She Wants To Move oder Rockstar, oder sein Solo-Debütalbum In My Mind anno 2006, wurden zwar von den Kritikern gelobt, von der Öffentlichkeit jedoch weitgehend unbeachtet hingenommen.
Dabei ist der Einfluss von Williams immens. Nicht nur produzierte er Grössen wie Snoop Dogg, Jay-Z, Mystikal oder Busta Rhymes, sondern er trat auch immer als Gastsänger in seinen geschriebenen Songs auf, etwa mit Madonna, Beyoncé oder P. Diddy. Daneben wirkte er in einigen Side-Projekten mit - nicht nur bei N.E.R.D, sondern auch bei Clipse (zusammen mit Kelis).

Der absolute Schub erhielt der mittlerweile 41-jährige Pharrell nun aber mit den Electro-Legenden Daft Punk. Diese holten den Alleskönner für ihr Comeback-Album Random Access Memories für zwei Songs als Sänger und als Produzent (!) des Werks ins Studio - und die Single Get Lucky wurde zum grössten Hit 2013. Auch brillierte Williams im Soundtrack für Despicable Me 2: Der Track Happy wurde zum einen für einen Oscar nominiert, zum anderen die Feelgood-Hymne des Jahres.
Nun, quasi im Sog dieses Erfolges, bringt Pharrell Williams sein zweites Album auf den Markt.
G I R L ist eine Ode an die Glückseligkeit, eine Hymne für ein lebensbejahendes Dasein.
Soulig fröhlich, funkig gutgelaunt gleitet Pharrell's Falsettstimme durch die Songs und vermittelt ein Gefühl der Leichtigkeit des Seins. Und dieses Gefühl ist alles andere als unerträglich.

Für das Album hat Pharrell auch ordentlich Unterstützung ins Studio geholt: Die Streicher wurden von der Filmmusik-Legende Hans Zimmer arrangiert, zudem sind sein Kumpel Justin Timberlake sowie auch Alicia Keys auf dem Werk zu finden. Und natürlich darf auch eine Kooperation mit Daft Punk nicht fehlen, die ihrerseits den Song Gust Of Wind beisteuerten - und damit wohl nahtlos am Erfolg von Get Lucky anknüpfen dürften.
Denn die Fröhlichkeit des Albums ist ansteckend, richtig gehend wohltuend. Auf alle Fälle dürfte G I R L das Urban-Album des Jahres sein. Das wage ich zu prognostizieren.




Übrigens: Im Clip zu Happy ist bei 2 Minuten 27 ein schwarzer Typ im bordeaux-roten Hemd zu sehen. Das ist genau jener Typ, der schon im Clip zu Lonely Boy von den Black Keys tanzte... damals noch solo.
Und bei 3 Minuten 42 taucht Jamie Foxx mit Familie auf. Und wer ganz ganz genau hinschaut: Steve Carrell taucht ebenso auf.

Donnerstag, 20. Februar 2014

William Fitzsimmons - Fortune

William Fitzsimmons ist sowas wie der Bob Dylan der heutigen Zeit. Scheinbar stets depressiv und melancholisch, packt er in seine Songs viel mehr als das Gefühl einer ganzen, desillusionierten Generation.
Und er ist da, wo er nicht hingehört: In überfüllten Hallen, in den Charts, im Mainstream. Der Mitdreissiger mit dem Eremitenbart entspricht dermassen keiner Konformität, keiner populär-kulturellen Planung der Musikindustrie, dass einem wohlig warm ums Herz wird - auch wenn seine Songs irgendwo zwischen mitreissend und trist herumpendeln.

Sein neues, mittlerweile sechstes Studioalbum Lions ist kürzlich erschienen. Und der Track Fortune ist sowas wie mein Soundtrack zum anbrechenden Frühling.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Neuer Stoff für eure Ohren!

In letzter Zeit erschienen gleich mehrere Alben auf dem Markt, die interessant, kurios, gesellschaftlich polarisierend sind:

Against Me!: Transgender Dysphoria Blues
Against Me! ist eine US-Rockband, die irgendwo zwischen Punk, Country und Folk anzusiedeln ist.
Während die Band früher regelmässig Alben veröffentlichten, zuletzt im Jahre 2011 gleich deren zwei, liessen sich die Jungs aus Florida nun drei Jahre Zeit.
Die Jungs? Nicht ganz. Bandgründer Tom Gabel nämlich, Frontsänger der Band, ist nun kein Mann mehr, sondern eine Frau. 2012 fing er an, sich in eine Frau zu verwandeln, Hormontherapie und Operationen inklusive. Schon zuvor spielte Gabel in Songtexten eine gewisse Transsexualität an, lebte auf der Bühne das Androgyne - erhob es gar zu Kunstform, ähnliche wie zuvor schon David Bowie oder Marilyn Manson.
Nun aber, im Jahre 2014, sind Against Me! zurück und haben neu eine Frau am Mic, die auf den klingenden Namen Laura Jane Grace hört.
Die Single, die den gleichen Namen wie das Album trägt, behandelt denn auch die Probleme, die auf Laura Jane Grace zugekommen sind - und die überraschende Erkenntnis, dass auch im normalerweise offenen Punk-Milieu Geschlechtsumwandlungen nicht immer gut ankommen.


Breton: War Room Stories
Breton war mal ein Künstler-Duo aus Grossbritannien, dass sich als eine Mischung aus Musiker und Filmer betitelte. Während sie selbst mit ihrem Debüt-Album Other People's Problems nur mässig erfolgreich waren, produzierten sie Videos für Lana Del Rey, Tricky oder Sinead O'Connor.
Die Einflüsse, die sie dabei mitnahmen, sind auf ihrem Zweitling War Room Stories deutlich zu hören.
Wichtig ist es der mittlerweile zum Quintett angewachsenen Band aber immer, zu betonen, dass ihre Musik mehr ist als eben nur Musik, dass Breton nicht eine Band, sondern ein Künstlerkollektiv sei und dessen Werke eine Mixtur aus cineastischer und musikalischer Motive seien.
Nun gut - meistens, wenn eine solche Argumentation einem Album vorgeschoben wird, kann man davon ausgehen, dass die Musik als Hauptkunstform nicht dermassen überzeugend ist.
Breton jedoch gehen ihren Weg konsequent und ihr Album vermag zu gefallen, wenn auch nicht restlich zu überzeugen.
Irgendwo zwischen TripHop, Alternative und Electronic angesiedelt, wummern die Bässe und schreien die Synthies, um dann in einer Indie-Melodie aufzugehen und sich schlussendlich in einen Club-Kracher zu verwandeln. Gewöhnungsbedürftig - aber recht gut.
Nach der Vorab-Single Got Well Soon, welche bereits vor 3 Monaten erschien, kommt mitsamt dem Album nun Envy, der Opener des Albums und ein Track, welcher wohl als einziger den Anspruch des Pops gerecht wird. 


The Go Find - Brand New Love
Finden wir uns. Mit The Go Find. Bzw. finden wir uns wieder. Und zwar mitten in den 80er-Jahren.
Der Belgier Dieter Sermeus, der Kopf hinter The Go Find, released alle drei Jahre ein Album unter eben diesem Pseudonym. Dabei behandelt er jedes Mal eine Musik-Epoche als solches und lässt seine Helden von damals in eigenen Songs aufleben.
Bei Brand New Love sind es die 80er-Jahre und handeln von Bands wie Eurythmics, Cocteau Twins oder The Chills. Und an Giorgio Moroder kommt man heutzutage so oder so nicht mehr vorbei - nicht erst, seit Daft Punk diesen auf Random Access Memories gehuldigt haben.
Allerdings sind die wummernden, wuchtigen Synthesizer und Beats bei The Go Find gelassen und melodiös arrangiert, alles wirkt wie ein ruhiger Spiegel dessen, was in den wilden 80er so abging. Von Disco und NDW ist nichts zu hören. Die Songs sind eher eine ruhige Erzählung dessen, wass Sermeus beinflusste bzw. heute noch beeinflusst.


Halls - Love To Give
Er will doch nur geliebt werden. Er, der aus Liverpool stammende Sam Howard.
Unter dem Pseudonym Halls veröffentlichte der Brite nun sein zweites Album. Und dass er viel Liebe zu geben hat und diese auch gern erhalten würde, das merkt man dem Werk an.
Bereits bei seinem Debüt Ark arrangierte Howard süffige, ruhig-melancholische Pop-Rock-Songs, die irgendwie passend für diesen Nicht-Winter sind und sich hervorragend eignen, um mit seiner Liebe an einem Sonntag im Bett zu bleiben und die Wetterkapriolen mit einem warmen Tee aus der wohlig-warmen Wohnung zu betrachten.
Dennoch kommt man nicht umhin, dem guten Sam Howard - oder eben Halls - zu sagen, dass es irgendeinmal reicht mit melancholischem Getue. Man will ja nicht depressiv werden.
Dennoch oder leider eben immer noch: Halls ist ein vielversprechender Musiker. Nach seinem ersten wie nach seinem zweiten Album.


The Amazing Snakeheads - Flatline (Single)
Okay. Wenn der Guardian-Musicblog schreibt, diese Band sei "so aufregend, dass man nicht mehr schlafen könne", dann ist es quasi meine Pflicht, diese euch vorzustellen - auch wenn bis dato kein Album von dem schottischen Trio auf dem Markt ist, sondern erst eine Single namens Flatlining und eine EP  (Testifying Time/The Truth Serum).
Und scheisse ja. Wenn man Clips und Songs der Band hört, kann man echt nicht mehr schlafen. Ich frage mich nur, ob dies daran liegt, dass die Jungs so gut sind, oder aber daran, dass man vor ihnen und ihrer Musik und deren visuellen Verarbeitung Angst kriegt.
Überzeugt euch selbst:


Die Band aus Glasgow prügelt eine Mixtur aus Punk, Hardcore, Rock, Rockabilly... was auch immer... in ihre Instrumente.
Tatsächlich kann ich mir sehr gut vorstellen, bei den Jungs im legendären Circle Of Death rumzuspringen und irgendwelchen wildfremden Leuten meinen Bierhumpen in die Fresse zu hauen. Und ja, da kann ich dann wirklich nicht mehr schlafen.


Montag, 10. Februar 2014

Chaos Z - Duell der Letzten

Aus aktuellem Anlass. War noch selten dermassen wütend auf meine Mitbürger und Mitbürgerinnen.

Der Kater danach

Gestern Sonntag stimmte die Schweizer Bevölkerung für eine Kontigentierung der Zuwanderung, für die Bevorzugung Schweizer Bürgerinnen und Bürger bei Arbeitsstellen sowie für die Beschränkung ausländischer Migranten und Migrantinnen.
Der Entscheid erfolgte zwar hauchdünn, dennoch zeigt die Abstimmung eines auf: Die SVP hat es geschafft, Ängste und Vorurteile zu schüren, der Wirtschaft und der Moral zu schaden und sich gegen sämtliche logischen Argumente durchzusetzen.
Denn: Dass die Schweiz unter der Einwanderung zu leiden habe, dass die Lebensqualität und die Arbeitslosenquote betroffen seien, ist ein schon fast grotesker Witz: Das reichste Land der Welt, für das wir uns halten, jammert tatsächlich über die Folgen der Personenfreizügigkeit - welche bei uns nachweislich (!) nicht nur mehr Wohlstand, sondern auch ein höheres Lohnniveau sowie eine geringere Arbeitslosenquote gebracht hat.
Den Gegner der Initiative gelang es derweil, trotz der breit gefächerten Ablehnung, nicht, die positiven Aspekte der Beziehungen zur EU faktisch und verständlich darzulegen sowie die Schweizer Bevölkerung von der Unsinnigkeit des Begehrens zu überzeugen. Dies einerseits, weil gerade aufgrund der Wirtschaftskrise ein grosses Misstrauen gegenüber den wirtschaftlichen Kreisen - also etwa den Mitte-Parteien und den Wirtschaftsverbänden - vorherrscht; andererseits weil es die Linke, die Grünen sowie die Gewerkschaften partout nicht schaffen, von ihrem intellektuellen Ross herunterzusteigen und ihr schöngeistiges Geschwätz in ein faktisch fundiertes, verständliches Argumentatorium umzumünzen und das Volk als solches für sich zu gewinnen.

Wie dem auch sei, der Kater wird höchst wahrscheinlich rasch folgen. Die Frage dürfte sein, wie die Abstimmungssiegerin SVP damit umgeht.
Die ersten Reaktionen aus dem umliegenden Ausland sowie aus der Europäischen Union zeigen, dass der Entscheid des Schweizer Volkes nicht ohne Konsequenzen sein wird.
Es wird von Rosinenpickerei gesprochen, davon, dass die Schweiz ökonomische Konsequenzen zu tragen haben werde; ja gar, dass die Bilateralen Verträge zwischen der EU und der Eidgenossenschaft gefährdet seien.

Für viele Schweizerinnen und Schweizer scheinen dies nichts weiteres als Drohgebärden zu sein. Doch die Stimmbürger, jene 50,3%, die sich für die Masseneinwanderungsinitiative ausgesprochen haben, unterschätzen zum Einen den Einfluss und die Macht der EU, zum Anderen überschätzen sie massiv die Wichtigkeit und den Einfluss der Schweiz auf der politischen und ökonomischen Weltkarte.
Höchst wahrscheinlich, und dies ist jetzt meine persönliche Meinung, haben die meisten der Ja-Stimmenden die Vorlage der SVP nicht richtig verstanden. In ihren Augen ging es einzig um die Zuwanderung aus dem Ausland - dabei vergassen oder übersahen die Befürworter die Konsequenz, die eine Annahme der Initiative zur Folge haben wird. Denn es wird nicht nur die Zuwanderung reguliert, sondern die bestehenden Aufenthalte, Geburten von Kindern von Nicht-Schweizern, von Saisonnieren usw.
Hinzu kommt, dass mit der Annahme Schweizerinnen und Schweizer bei einer Stellenbewerbung stets einem "ausländischen Konkurrenten" bevorzugt werden müssen - somit also auch Secondos, die noch über keinen Schweizer Pass verfügen.

Nebst dem Bruch der 2. Menschenrechtscharta der UNO, welche die Schweiz mitunterzeichnet hat (und wir somit gegen geltendes Menschenrecht verstossen) wird dies massive Probleme mit sich bringen. Nicht nur, weil die Schweiz als Wirtschaftsstandort unattraktiv für Grossbetriebe und globale Unternehmungen wird und die staatliche Bürokratie, welche ausgerechnet von der SVP stets kritisiert wird, massiv zunimmt, sondern auch, weil die Sozialwerke der Eidgenossenschaft mehr belastet und beansprucht werden, da Secondos ohne Schweizer Pass grosse Mühe haben werden, eine Arbeitsstellung zu finden.
Andererseits dürfte auch die Reaktion unseres wichtigsten Wirtschaftspartners, der EU, geharnischt ausfallen. Bereits haben mehrere EU-Parlamentarier aus Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden eine Aufkündigung der Bilateralen Verträge gefordert - was aufgrund der Guillotine-Klausel, welche in den Bilateralen I vorhanden ist, durchaus möglich ist.
Diese Klausel sieht nämlich vor, dass, wenn eine der Hauptbestandteile der Bilateralen gebrochen wird - und ein solcher Bestandteil ist die Personenfreizügigkeit - sämtliche weitere Verträge innerhalb 6 Monaten aufgelöst werden können.
Sollte dies eintreffen, dürfte die Schweiz ein enormes wirtschaftliches Problem haben; neue Zölle und Hemmschwellen für Schweizer Firmen im europäischen Markt würden auftreten (und bereits diskutieren deutsche Politiker über eine Marktbarriere für Schweizer Unternehmungen).
Daneben, und dies ist ein ebenso wichtiger Faktor, befürchten viele Analysten einen Exodus von internationalen Unternehmungen aus der Schweiz. Insbesondere in der Informatik-Branche könnten Firmen wie Google, IBM oder Microsoft ihren europäischen Sitz aus der Schweiz verlegen, da sie nicht genügend Fachkräfte finden bzw. diese nicht ohne unerheblichen Aufwand rekrutieren können.

Die Folgen wären verheerend für die Schweizer Wirtschaft.
Wie dann mit diesen Folgen umgegangen wird, ist offen. Die Frage, wer die Schuld trägt, derweil klar: Das Schweizer Volk.

Interessant war es gestern auch zu sehen, wie die Siegerin bzw. deren Parteipräsident Toni Brunner reagierte. Es scheint, als habe die SVP kein Patent für eine Annahme der Initiative in der Hinterhand gehabt. Die SVP und ihre Exponenten verstecken sich nun hinter der Formulierung, "dass der Bundesrat nach Brüssel gehen müsse und die Personenfreizügigkeit neu zu verhandeln habe" und "wie der Bundesrat nun damit umgeht, ist seine Sache" (SVP-Nationalrat Luzi Stamm).
Das dies eine "Mission Impossible" ist, ist Diplomaten im In- und Ausland längst bewusst, denn die Personenfreizügigkeit ist eines der wichtigsten Bestandteile der EU; ja sie ist gar eine tragende Säule der Idee "Europäische Union".
Die Strategie hinter solchen wässerigen, substanzlosen Aussagen ist klar: Sollte der Bundesrat bzw. deren Diplomaten nicht erreichen, der EU einen zufriedenstellenden Entwurf vorzulegen, der dem Initiativtext entspricht (und welcher notabene wiederum äusserst schwammig und inhaltlos formuliert wurde), kann die SVP schlicht der Regierung die Schuld in die Schuhe schieben.
Es ist ein gefährliches Spiel, welches die grösste Schweizer Partei sowie die Bevölkerung hier treibt. Dahinter steckt wohl die arrogante, ja gar abstruse Annahme, dass die Schweiz als Wirtschaftspartner schlicht zu wichtig sei, um sie zu ignorieren; dass die Schweiz eine solche ökonomische und politische Weltmacht ist, dass der EU nichts anderes übrig bleibt, um mit uns zu verhandeln.

Das ist ein gefährlicher Irrglaube, der nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch unsere Gesellschaft, unser Wohlstand etc. gefährdet. Doch diese Suppe haben wir nun selbst auszulöffeln.

Freitag, 7. Februar 2014

Dodo - Nöd Jede

Als Dodo, aka Doppelganger, sich noch nicht für das Schweizer Fernsehen prostituierte, machte er sinnvolle, lyrisch akzentuierte Songs. Etwa mit Nöd Jede.

Das Abstimmungswochenende fängt an!

Am Sonntag ist es soweit: Wir stimmen national ab. Wie schon beim letzten Male weise ich euch, meine werte Leserschaft, daraufhin, dass es auch diesen Sonntag um einiges geht. Um die Zukunft der Schweiz. Und ob wir alle Rassisten sind und unsere (ökonomische) Zukunft gefährden wollen.

FABI
Nein, FABI ist kein Name, sondern der "Bundesbeschluss über die Finanzierung und den Ausbau der Eisenbahninfrastruktur",  kurz eben Fabi.
Um was geht es? Zwar hat die Schweiz ein attraktives Angebot bzgl. öffentlichem Verkehr, doch dieses stösst mit der gewachsenen Bevölkerung an seine Grenzen. Überfüllte Züge und Bahnhöfe sind die Folge.
Der Bundesrat will nun mit Fabi Abhilfe schaffen und massiv in die Bahninfrastruktur investieren: Insgesamt sollen 5 Milliarden jährlich investiert werden - gegenüber 4 Milliarden heutzutage.
Das Geld wird dabei aus dem sogenannten Bahninfrastrukturfonds (BIF) fliessen, was ebenfalls heute schon der Fall ist. Dieser setzt sich aus Einnahmen aus der LSVA, Mehrwertsteuereinnahmen, Mineralölsteuer sowie allgemeinen Bundesmittel zusammen. Neu sollen hier noch neue Quellen den BIF speisen; zuerst einmal ein befristetes Promille aus der Mehrwertsteuer, zudem der maximale Fahrkostenabzug aus der direkten Bundessteuer sowie Kantonsbeiträge.
Bis 2025 sollen mit diesen Geldern hernach die Hauptachsen zwischen Genf bis Chur inklusive Visp und Lugano ausgebaut werden. Ebenfalls sollen Bahnhöfe, Brücken, Tunnels, Fahrleitungen etc. besser instand gehalten oder verbessert werden.

Die Gegner, primär aus bürgerlich-konservativen Kreisen, wollen die Vorlage des Bundesrates ablehnen, da diese unverhältnismässig und zu teuer sei. Zudem kritisieren sie die Quer-Subventionierung der Bahninfrastruktur mit Geldern aus dem Personenverkehr und dem Last- bzw. Schwerverkehr.

Meine Meinung zu FABI:
Es ist müssig, anzunehmen, dass die Gelder anderweitig beschafft werden können. Zudem kritisieren ausgerechnet die Bürgerlichen, dass die Staus ein Problem des Bevölkerungswachstums sei. Doch anstatt die Infrastruktur von Bahn und Verkehr auszubauen und somit den Verhältnissen anzupassen, wollen sie die Zuwanderung einschränken. Doch auch so, mit der jetzigen Bevölkerung (und die Bürgerlichern wollen zudem ja Fachkräfte weiterhin ins Land lassen), braucht es einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs, um zum Einen das Angebot dort attraktiver zu machen und weiterhin die Strassen, primär die Hauptverkehrsachsen, zu entlasten. Die Argumentation, dass FABI zu kostenintensiv sei, bezieht sich dabei auf die gesamthaften 5 Milliarden Franken - dabei verschweigen die Gegner oft, dass bereits heute jährlich 4 Milliarden investiert werden. Ein Ausbau der Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs ist jedoch unumgänglich, zum Einen aus ökologischer, zum Anderen aus ökonomischer Sicht. Deswegen: Ja zu FABI.

Volksiniative "Gegen Masseneinwanderung"
Eines vorweg: Ich bemühe mich auch hier, sachlich und fundiert zu bleiben - auch wenn es schwer fällt.
Die SVP hat, gegen den Willen ihres eigenen liberalen Flügels, diese Volksiniative mit massiven finanziellem Aufwand zur Abstimmung gebracht. SVP-Mäze Christoph Blocher soll allein 2.5 Millionen Franken in den Abstimmungskampf investiert haben.
Nebst einigen Teilen der SVP sind auch der Bundesrat wie auch das Parlament gegen diese Initiative.
Diese will zum Einen die Einwanderung aus den EU- und EFTA-Staaten, mit denen die Schweiz seit längerem bilaterale Verträge unterhält, kontigentieren. Die Zahl der Aufenthaltsbewilligungen würde bei Annhame dieser Initiative für Ausländerinnen und Ausländer begrenzt - und zwar durch Definieren einer jährlichen Höchstzahl durch den Staat. Diese Höchstzahl würde sämtliche Ausländerinnen und Ausländer betreffen: Flüchtlinge, Asylsuchende, Grenzgänger, Familienangehörige usw., also unabhängig, ob ein Deutscher Grenzgänger eine Arbeit in der Schweiz sucht oder ob ein Flüchtling aus Ruanda um Asyl in der Schweiz bittet.
Im Arbeitsmarkt müssten Firmen mit Hauptsitz in der Schweiz den Schweizerinnen und Schweizer stets Vorrang gewähren; die Losung wäre also für Unternehmen nicht, den besten Bewerber bzw. die beste Bewerberin unabhängig ihrer Herkunft auszuwählen, sondern als erstes Kriterium die Staatszugehörigkeit zu beachten. Dies würde bedeuten, dass völkerrechtliche Verträge wie auch das Freizügigkeitsabkommen mit der EU, welches 2002 mittels einer Volkswahl angenommen wurde!, neu verhandelt werden müsste.

Meine Meinung zur Volksinitiative "Gegen Masseneinwanderung"
Ganz ehrlich? So einen gottverdammten Bullshit, der in den letzten Umfragen des Polit-Instituts gfs.bern einen besorgniserregenden Ja-Anteil von 43% verzeichnete, habe ich noch selten gehört. Wieso?
Nun, zum ersten betrachten wir die Initiative aus ökonomischer Sicht:
Würde für Firmen in der Schweiz in Anbetracht des vorherrschenden Fachkräfte-Mangels in einigen Sparten, insbesondere in der Pflege, der Informatik oder der Pharma-Industrie, auf die Anstellung ausländischer Spezialisten verzichten müssen, würde dies eine erhebliche Schwächung der Schweizer Wirtschaft bedeuten. Ein Parade-Beispiel ist die Informatik: In der Schweiz fehlen gemäss des Schweizer Informatik-Dachverbandes ICTSwitzerland bis 2016 rund 25'000 Fachkräfte. Dieser Mangel wurde bis dato aus Informatiker und Informatikerinnen aus Deutschland, Österreich, Frankreich etc. gedeckt. Würde die Initiative angenommen, wäre diese Deckung hinfällig. In Anbetracht dessen, dass über 95% der heutigen Arbeitnehmenden Informatik-Anwender sind, wäre dies katastrophal. Selbiges gilt für die "Parade-Branchen" der Schweiz, etwa Pharma, Finanzindustrie oder Pflege.
Hinzukommt, dass Unternehmen stets den "Schweizer Bewerber" bevorzugen müssten. Will heissen: Bewerbe ich mich als CEO der UBS, währenddessen sich ein durchaus besser qualifzierter Italiener für dieselbe Stelle bewirbt und nur wir beide eine Bewerbung absenden, MÜSSTE die UBS mich anstellen - auch wenn ich völlig ungeeignet für diese Stellung wäre. Das ist absoluter Schwachsinn und widerspricht dem ausgerechnet immer von den Bürgerlichen geforderten Leistungsprinzip des Kapitalismus.
Der moralische Aspekt dieser Initiative ist ebenfalls zu beachten. Zum Einen verstösst diese gegen geltendes Völkerrecht (alle Menschen sind gleich, unabhängig ihrer Herkunft, Religion, Farbe, Staatszugehörigkeit etc.)., zum Anderen würde mit einer Annahme bereits abgeschlossene, und durch Volksabstimmung abgesegnete Verträge mit der EU bzw. EFTA-Staaten hinfällig. Diese müssten neu verhandelt werden und es ist anzunehmen, dass die EU nicht mehr dermassen zuvorkommend mit uns als Nation sein würde wie damals 2002. Ich empfehle aus all diesen Gründen, aus ethischen und moralischen wie auch wirtschaftlichen Überlegungen, diese Initiative massivst zu bekämpfen und abzulehnen. Und ich hoffe inständig, dass diese abgelehnt wird.

Volksinitiative "Abtreibung ist Privatsache"
Die Pro's und Kontra's halten sich etwa die Waage, auch wenn ich selbst als Mann ehrlich zugeben muss, dass dies die Frauen unter sich ausmachen sollten.
Um was geht es? Die Initiative verlangt, dass Abtreibungen nicht mehr von der Krankenkasse gedeckt werden sollen, sondern die Privatperson dies selbst berappen muss.
Im Vordergrund steht dabei, dass die Kosten nicht mehr der Allgemeinheit zufallen und somit die Krankenkassenprämien gesenkt werden können. Ausserdem wird argumentiert, dass in der heutigen Zeit genügend Verhütungsmittel vorhanden sind, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.
Ausnahmen würde die Initiative in schweren Fällen, etwa bei Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung, zulassen. Diese Kosten würden dann aber vom Staat gedeckt.

Meine Meinung zur Volksinitiative "Abtreibung ist Privatsache"
Ein heikles, diskutables Thema.
Einerseits hinkt die Argumentation des Initiativ-Komitees, dass durch eine Privatfinanzierung von Abtreibungen Kosten gespart werden können. Denn im Umkehrschluss heisst dies, dass die Krankenkassen wohl mehr Schwangerschaften bezahlen müssen als zuvor, was ebenfalls kostenintensiv ist.
Der moralische Aspekt ist meines Erachtens viel wichtiger: Ist es rechtens, ein ungeborenes Leben einfach so auszulöschen, nur weil man "gerade ein Wenig unaufmerksam war"?
Ich sehe es ebenfalls so, dass die Problematik darin besteht, dass eine Abtreibung heutzutage "zu einfach" ist. Man kann handeln, ohne die Folgen befürchten zu müssen - man lehnt de facto die Verantwortung für sein eigenes Tun ab (übrigens ein weit verbreitetes Phänomen in der heutigen Zeit). Dies darf nicht sein.
Um dieses Problem effektiv zu behandeln, braucht es aber mehr, als "nur" eine solche Initiative. Vor etwa 3 Monaten erschien im TagesAnzeiger ein Bericht über eine Studie aus England, dass dort die heutigen Jugendlichen trotz der massiven Sexualisierung der Gesellschaft weitaus schlechter aufgeklärt sind als die Jugendlichen von vor 15 Jahren. Ich denke, dies trifft auch auf die Schweiz zu. Es braucht also, gerade für unsere Jungen, bessere Aufklärung seitens der Eltern, der Schule. Und frühere Aufklärung (zu dieser Abstimmung kommen wir dann noch). Ausserdem sollte der Grund der Schwangerschaft abgeklärt werden - ist dieser nicht ausreichend, muss der "Patient" die Abtreibung selbst übernehmen. Ein generelles Verbot erachte ich jedoch als moralisch und ethisch kritisch - es ist, als ob man alle Frauen, die ungewollt schwanger werden, in einen Topf wirft.
Hinzukommt, dass viele Abtreibungen bei Frauen durchgeführt werden, welche finanziell nicht unbedingt gut betucht sind; was wiederum bedeutet, dass so oder so der Staat diese bezahlt. Es findet also nicht eine Kostenreduktion, sondern eine Kostenumwälzung ab. Und dass die liberalistischen Krankenversicherer die Prämien aufgrund dieser Initiative senken werden, darf doch mehr als nur bezweifelt werden.
Ich gebe hierzu keine Empfehlung ab - vielmehr denke ich, dass jeder und jede sich selbst davon überzeugen muss, was für ihn moralisch und ethisch stimmt.

Zum Schluss
Zum Schluss bitte ich euch inständig: GEHT ABSTIMMEN! Mir geht, um ehrlich zu sein, desöfteren die politische Ignoranz der jungen Menschen echt auf den Sack. Da flucht man, da kritisiert man, da regt man sich auf - aber etwas dagegen tun, in dem man entweder ein Couvert in einen Briefkasten schmeisst oder am Sonntag Morgen seinen Arsch erhebt und geschätzte 100 Meter zum Abstimmungslokal läuft, kommt scheinbar nicht infrage. Dies ist Pseudo-Moralismus pur. Also. Entweder tut was dagegen oder haltet die Klappe. Echt jetzt.

Young Fathers: Dead

Young Fathers sind ein Trio aus Edinburgh, welches so viele Einflüsse in ihren Sound verarbeiten, dass einem schwindlig werden kann. Nebst Dudelsäcken, stampfenden Beats, London Grime oder Brooklyner Dreck: Alles ist in ihrem Album Dead enthalten. Dabei entsteht eine Soundmixtur, eine Klangwelt, welche irgendwo zwischen britischem Underground, afrikanischen New Beats und amerikanischen Gangster-Rap ihr Dasein definiert.

Die Combo wurde 2008 gegründet, 2011 erschien ihre erste EP Tape One, gefolgt von Tape Two anno 2013. Dead ist ihr erstes Studio-Album, und würde dahinter eine renommierte HipHop-Eminenz stecken, würde das Werk nicht nur im alternativen Grossbritannien, sondern auch in den Staaten gefeiert werden.


Da ist zum Beispiel der Opener No Way, der im ersten Moment an irgendeinen Voodoo-Song erinnert, im zweiten dann an den Soul-HipHop von De La Soul und bei einem genaueren Hinhören auf einmal an Indie-Bands wie Bastille oder Imagine Dragons.
So vielfältig die Jungs sind, so komplex ist ihre Soundlandschaft. Einen einzelnen Song aus dem Album zu picken, ist zu einfach: Die Musik von Young Fathers funktioniert nur, wenn man das Album als Ganzes hört, als komplettes Werk. Da ist eine straighte Bassline gepaart mit satten Lyrics gegen Geld- und Machtgeilheit, die sich auf einmal in einer RnB-artigen Sause auflöst, um kurze Zeit später eine Art beatles-artige Flöten-Melodei zu entblössen. So etwa bei Low.

Fakt ist, dass Dead eines der besten HipHop-Alben ist, welches ich in letzter Zeit zu hören bekam. Wobei die Schubladisierung hier nicht passend erscheint. Die Einflüsse bzw. die verschiedenen Genres des Albums aufzuzeigen, wäre sinnlos, da es schlicht zu viele gibt.


Empfehlenswert ist, Dead alleine zu hören, mit etwaigen Sennheiser-HD-Köpfhörern auf, dazu auf einem Bett zu liegen und aus dem Fenster zu sehen und sich der Musik hinzugeben. So funktioniert der Erstling der Schotten am Besten. Und haut einem um.

Donnerstag, 6. Februar 2014

Wer braucht schon Instrumente?

Eric Tate schafft es, mit seinem Gesicht eine Beethoven-Symphonie zu spielen. Weltklasse!

Sziget 2014: Laidback Luke

Wenn wir schon bei Electro-Sound am Sziget 2014 sind, dann darf man, nach Stromae und Calvin Harris, natürlich Laidback Luke nicht vergessen. Der in Manila auf den Philippinen geborene Holländer, welcher den schönen Namen Lucas Cornelius van Scheppingen trägt, ist zunächst mal bekannt als House-DJ; jedoch ist er ein ebenso erfolgreicher Produzent.

Nachdem er sich zuerst als Graffitti-Sprayer in der hiesigen Szene einen Namen gemacht hatte, fing er an, sich mit Electro-Sound, primär mit House-Music, auseinanderzusetzen.
Bereits 1998 erschien sein Debüt-Werk Psyched Up, von welchem es keine Single-Auskopplung gegeben hat. Luke verfolgte seinen Weg konsequent, Singles erschienen selten bis nie, dafür Alben und Kooperationen. 2002 folgte der Zweitling Electronic Satisfaction, womit er ein eigentliches Lebensgefühl ausdrücken wollte, 2003 schliesslich ein viel gelobtes Remix-Album namens Windmill Skill.
Dieses dritte Album katapultierte ihn in die höchsten Sphären der House-Music: Nebst einem Remix vom Daft Punk-Klassiker Crescendolls, welcher es auf das Remix-Album Daft Club schaffte, folgten Remixes sowie Zusammenarbeiten mit David Guetta, Steve Angello oder Junior Sanchez.

Albumtechnisch war danach lange nichts mehr vom Holländer zu hören. Erst 2008 erschien mit Ibiza Closing Party wieder ein Werk von Laidback Luke; dieses konnte gratis von seine Homepage bezogen werden. Wie bereits bei Windmill Skill bestand dieses ausschliesslich aus Remixes; genau gleich wie der Nachfolger 2011, Cream Ibiza Super You & Me.

Was also kann vom Soundtüftler und Remixer gesagt werden? Eigene Werke sucht man bei ihm lange; allerdings sind seine Shows voll von gelungenen Samplings und Remixes.
Die kommerziell erfolgreichste Adaption ist Heartbreaker, welche im Original von MSTRKRFT feat.
John Legend stammt:


Die erfolgreichste eigene Single ist Pogo. Ein Track, den er zusammen mit Majestic für das Label FL Studios aufnahm. Ich persönlich finde den Clip hierzu äusserst gelungen. Und er macht hungrig:


Wie erwähnt, Laidback Luke ist primär ein Live- und Club-Künstler, und dies merkt man seinen meist äusserst gut besuchten und gelungenen Auftritten an. Hier sein Konzert am Ultra Music Festival 2013 - die volle Packung:

We's dusse gar gantelig strubuset; so richtigs chatzgstruhhäumlets Hudu-Wätter isch: Hühnersuppe!

Ich schreibe gerne in Berndeutsch. Und gebrauche dafür kein "SH" oder "DZ". Wer schreibt denn seiner Liebe schon "Hey shadzzz"? Oder "ish guet"? Das liest sich, als hätte man einen Sprachfehler, der dringend behandelt werden sollte.
Ich koche dafür. Für meine Frau und mich. Da brauch' ich mir nicht um die sprachliche Verderbtheit unserer Jugend Gedanken machen.
Suppen sind zur Zeit voll angesagt bei mir: Ob eine Minestrone mit Herbst-Gemüse, eine Pilz-Rahm-Suppe oder eben, wie einleitend angesprochen, eine Hühnersuppe: Alles geht und passt zu dieser tristen, trostlosen Zeit, in der es Winter sein sollte, es aber Herbst ist.
Für die Hühnersuppe brauchen wir:

2 Rüebli
1/4 Kabis
2 Stangen Lauch
2 Stangen Sellerie
Salz
Pfeffer
Thymian
1 Bärner Güggeli
Wasser

Zuerst das Güggeli in einen ziemlich grossen Topf legen.
Danach das sogenannte "Suppengemüse" - gibt es als solches quasi als Set in diversen Supermärkten - zubereiten. Das Gemüse muss nicht fein geschnitten, sondern kann in relativ grobe Stücke zerschnippelt werden.
Das Gemüse danach zum Güggeli in die Pfanne geben. Salz, Pfeffer und einige abgezupfte Thymian-Blättchen darüber geben und abschliessend ca. 2L Wasser darübergiessen.
Dabei ist zu beachten, dass sämtliches Gemüse sowie auch das Güggeli zu Beginn mit Wasser bedeckt sein sollten!
Die Herdplatte auf grosser Stufe erhitzen, damit das Wasser bald zu kochen anfängt. Ist dies eingetroffen, die Hitze auf mittlere Stufe reduzieren.

Die Garzeit beträgt nun 60 bis 70 Minuten. Dies, damit hernach dem Güggeli die Haut besser abgezogen, das Fleisch einfacher vom Knochen getrennt werden kann.
Das abgezupfte Fleisch einfach wieder in das warme Wasser mit dem Gemüse geben.
Die Suppe kurz probieren und ggf. mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Et voila! Eines der besten Wintergerichte meiner Grossmutter ist entstanden!

Mittwoch, 5. Februar 2014

Akala ft. Mai Khalil - A Game Named Life

Ein Song von Akala ab dem Album The Thieves Banquet. Ist bei meiner HipHop-Playlist der Opener.
Hernach folgen gleich die Souls Of Mischief und Nas, so nebenbei.


Freitag, 31. Januar 2014

Deep Purple - Black Night

Nachdem wir hier zuletzt durchgängig neuere Musik zu hören bekamen, ist es wieder mal Zeit, in der Mottenkiste zu wühlen und einen Song Of The Day aus längst vergangenen Tagen rauszupicken.
Der Song erinnert mich immer an Blaine The Pain. Rätselraten seitens Roland Ka-Tet inbegriffen.
Hab' die dazugehörige Purple-Platte Deep Purple In Rock nämlich zum Lesen von King's Klassiker gehört und genau in jener Passage dröhnte Black Night aus den Boxen. Wie passend.


Sziget 2014: Calvin Harris

Nach Stromae, den ich bereits vorgestellt hatte, ist Calvin Harris sicherlich einer der tragenden Electro-Acts des Sziget-Festivals 2014 in Budapest. Dass der gebürtige Schotte mehr ist, als nur Bum-Bum, bewies er mit seinen ersten beiden Alben - ehe er ins House-Genre abdriftete.

Zu Beginn seiner Karriere, nachdem sein vielbeachtetes Debüt  I Created Disco veröffentlicht wurde (2007), war Harris in der Szene bereits bekannt: So begleitete er etwa die beiden Electro-Grössen Faithless und Groove Armada auf deren Tours. Das Album ist eine konzeptionelle Hommage an die 80er-Jahre und deren Musik; Harris versteht es darauf hervorragend, den damals gängigen Synthie-Pop mit Disco-Musik und House zu koppeln.
Einer der besten Tracks auf dem Album ist zugleich auch die erfolgreichste Single des Erstlings. Er heisst Acceptable In The 80's, hielt sich 15 Wochen in den britischen Charts und wurde in Deutschland primär als Soundtrack der Sendung "Germany's Next Topmodel" (Oh Schreck!) bekannt.




Kurz nach der Veröffentlichung des ersten Albums erhielt Harris eine Anfrage seitens Lady Gaga für ein Featuring. Dieses lehnte der Schotte jedoch mit der Begründung ab, dass ihm Gaga's Sound nicht entspräche. Dies liess er gegenüber BBC Radio 1 verlauten. Okay. Immerhin.

2009 erschien sein zweites Werk namens Ready For The Weekend. In diesem verarbeitet er nun auch andere Genres, ein wenig Indie-Pop hier, ein wenig HipHop da. Auch sind die ersten richtigen House-Einflüsse zu hören. Alles in allem wurde Ready For The Weekend erfolgreicher als der Vorgänger und kletterte in den UK-Charts gar auf Platz 1.
Ein pikantes Detail zu diesem Album: Harris gab seinem Label an, sein Laptop, auf dem sich die meisten eingespielten Songs befanden, sei ihm am Flughafen Heathrow in London abhanden gekommen. Tatsächlich gab Harris später zu, diese Ausrede nur erfunden zu haben, um mehr Zeit fürs Einspielen bzw. die Produktion des Albums zu bekommen. Ich picke nun mal 2 Songs aus dem Album heraus. Ersterer ist Namensgeber des Albums. Der zweite Song, I'm Not Alone, war die Vorab-Single. Von letzterem wurde übrigens seitens Deadmau5 ein erfolgreiches Remix angefertigt.






Mit beiden Alben war Harris in Europa erfolgreich, jedoch weniger in den Staaten. Dies änderte sich mit seinem dritten Album 18 Months, welches 2012 erschien. Leider entwickelte sich der Schotte immer mehr zu einem BumBum-House-Clown, mit stupiden Lyrics. Ein Beispiel: Die Vorab-Single Drinking From The Bottle, zusammen mit Tinie Tempah.



Der musikalische Abstieg in die Sphären eines DJ Antoine oder David Guetta ermöglichte gleichzeitig den kommerziellen Aufstieg. Mittlerweile spielt bzw. legt Calvin Harris in Ligen wie Skrillex, Steve Aoki oder Deadmau5 auf. Der Weg zurück zu den Wurzeln wird er hoffentlich einschlagen. Mit einer Zusammenarbeit mit Ellie Goulding könnte der erste Schritt hierzu bereits getätigt worden sein. Denn ich will noch mehr Stuff aus den 80er.
Zum Abschluss noch ein absolut geiles Live-Set des DJ's am T In The Park 2013:



Dienstag, 28. Januar 2014

Coal covert "It Takes Two" von Marvin Gaye

Ehrlich: Ich hasse Covers von grossartigen Songs von grossartigen Künstlern. Primär, wenn die Covers von Schweizer Interpreten gemacht werden. Wenn z.B. Scream The Passenger in Mundart covern - meine Güte. Das ist echt... skandalös.

Heute aber, auf unserem staatlichen Radio SRF3, welcher primär dieselben 20 Songs in einer Endlosschlaufe zu spielen pflegt, kam der Nidwaldner Musiker Coal vorbei. Zusammen mit seiner Ehefrau Sarah Bowman. Und sie coverten It Takes Two von Marvin Gaye.
Wenn sie dies nicht so absolut stark gemacht hätten, hätte ich wohl mein Radio aus dem Fenster geschmissen. Aber: Sie waren echt stark.

Montag, 27. Januar 2014

Top 5, um einen grauseligen Montag aufzupeppen

Kennt ihr das? Es ist Montag, das Wetter ist beschissen, irgendwie ist alles bescheuert - und euch scheint die Sonne aus dem Arsch?
Heute ist so ein Tag. Die Gründe, wieso ich fröhlich bin, sind mannigfaltig: Zum Einen sicherlich darum, weil ich einfach verdammt gut aussehe (ok, kleiner Scherz), zum Anderen, weil ich einfach den passenden Sound für solche Tage auflege.
Man kann sich nun inständig darüber streiten, was den nun die passende Musik für einen solchen Tag ist. Ob jetzt alternativer Indie-Rock mit ganz viel akustischer Gitarre, melancholisches Geklimpere auf einem Klavier gepaart mit einigen dürren Electro-Beats oder aber harter, brachialer Rock mit viel Gekrächze - meiner einer schwört auf die alten Dauerbrenner und die neuen, pumpenden Tracks.
Meine Top 5 für einen solchen Tag deswegen hier und jetzt - damit ihr auch schön euren Po verbrennen könnt.

Chase&Status feat. Moko - Count On Me
Man nehme eine Drum n' Bass-Combo, eine gute Sängerin, mische dazu ein wenig 90er-Eurobeat und einen nach Karibik klingenden Synthesizer, würze das Ganze mit einem allzu simplen Beat und den einfachsten Chords, die man im verstaubten CD-Regal finden kann und man hat den perfekten Song für den oben beschriebenen Tag.



Groove Armada - But I Feel Good
Selbes Rezept, anderes Resultat. Diesmal noch ein wenig Reggae-artiges Gerede und ebensolche Beats hinzufügen. Und ich fühl' mich gut. Und high.



by the way: Der Typ im Clip erinnert mich irgendwie an Michael Mittermeier. Wieso auch immer. High?

Parov Stelar - Catgroove
Nochmal dasselbe Rezept, diesmal aber umgerührt mit einer ordentlichen Portion Jazz.
Wird immer besser, nicht?



Freestylers - Push Up
Ein wenig was anderes. Minimalistische Chords mit einem ebensolchen Beat, dafür ein von Sex strotzender Text, der einem das Gefühl gibt, man ist der heisseste Hengst bzw. die heisseste Stute auf dem Planeten. Was will man mehr für einen Tag, an dem man aussieht, als sei man gerade aus seiner Gruft empor geklettert und hätte die erst beste Jungfrau ausgesaugt?



Blissy & Armand Van Helden - Insomnia 2005 Re-Work
Zum Dessert braucht's dann noch was besonderes. Ein Song, den jeder kennt, der aber irgendwie trotzdem neu und erfrischend ist.  Ich hab' hier den Insomnia-Rework von Blissy (aka Sister Bliss als Part von Faithless) und Armand Van Helden genommen. Alleine das Big Ben-Geklingel vor der unvergleichlichen, absolut obergeilen Insomnia-Melodei legitimiert diesen Song zu einem Montagskracher.



Wamdue Project - King Of My Castle

Ein alter Song aus dem urzeitlichen Jahre 1999. Aber er ist cool.


Freitag, 24. Januar 2014

Neues von Bonaparte

Neuer Song von Bonaparte mit einer ziemlich eindeutiger Message. Me So Selfie ist, wie fast jeder Bonaparte-Track, so herrlich überdreht und trotzdem genau passend in die heutige Zeit. Diesmal haben sie mit Time Fite zusammengespannt. Text und Musik kommen von T. Jundt und T. Sullivan.
Hier noch der dazugehörige Text, meine lieben Internet-Freunde:
ah yeah, me so selfie, i've got so many of me and myself on my celly / watch me, how i touch my jelly, while i watch your sisters watching telly / ah yeah, me so selfie, i'm so pretty that i creep my selfie / better then a mirror, a new era, i look so good that i shed a little teara
...

duck tape, duck face, i'm so deep in, picture me shitfaced, i'm just sleeping / picture me "click" ah, my arm is in the picture ey / picture me again, now my thumb is in the picture frame

ah yeah, me so selfie - me & me & me and my selfie / ah yeah, me so selfie - so sweet i could eat my selfie

ah look at this one now, that was just yesterday / look at the look on my face, i never want to look away / this is me with a hypodermic needle / with a flashlight under my chin i look evil / this one's for emelie, this one's for beverly / this one's for tomica, another for beverly / i take one in bed of me

ah yeah, me so selfie - me & me & me and my selfie / ah yeah, me so selfie - i'm so sweet i could eat my selfie / ah yeah, i tweet my selfie - if your boyfriend is nosey delete my selfie / i complete my selfie, retweet my selfie - me me me me me & my selfie

do i like look sexy? look at those abs - do i look fat? look at those abs / do i look slutty? look at those abs - oh my god, look at my abs / i got a six-pack, i work out. do you work out? i work out all the time /ah so selfie, ah ah so selfie, ah so selfie, i post it online / so selfie, me so selfie, me so selfie, i post it online...


Muse - Knights Of Cydonia

Für Malmö. Du altrömische Hafenhure.


Donnerstag, 23. Januar 2014

Sziget 2014: Stromae

Wir gehen ans Sziget 2014 nach Budapest! Grund genug, euch die Acts vorzustellen, die auf der "Island Of Freedom" zugegen sein werden. Fangen wir mit dem belgischen Überflieger Stromae an.

Stromae ist kein einfach so gewählter Künstlername, Stromae ist ein Anagramm von Maestro. Bevor er aber zum Meister der Electro-Musik bzw. des New Beats wurde, arbeitete Paul Van Haver - sein bürgerlicher Name - bei McDonald's, um sein Studium der Musik zu finanzieren.

2008 schliesslich begann Van Haver bei Radio NRJ in Belgien zu arbeiten. Sein Boss, der Musikmanager Vincent Verbelen, war von Stromae's erstem Song Alors on danse dermassen überzeugt, dass er den Track auf NRJ abspielte - und somit die Zuhörerschaft begeisterte.
2010 veröffentlichte Stromae mit Cheese sein erstes kommerzielles Album.

2013 erschien mit Racine carrée (="Quadratwurzel") sein zweites Werk. Der Track Papaoutai beschäftigt sich dabei mit seinem eigenen Vater, der beim Genozid in Ruanda umgekommen war.
In Frankreich löste Papaoutai seine Vorab-Single Formidable an der Spitze der Charts ab.

Die Live-Qualitäten des Belgiers sind unbestritten. Legendär etwa sein Auftritt im französischen Fernsehen, wo er Alors on danse zusammen mit einem Symphonie-Orchester performte.



Allgemein mag es Stromae, seine Zuhörer mit allerlei Unerwartetem zu überraschen. So etwa, als er in Montréal's Metro seinen Song Formidable spielte.


Ausserdem zeigt er, dass er, nebst seinen musikalischen Qualitäten, auch den Hang zum Entertainment hat - seine Auftritte sind meist eine Mixtur aus grotesken Bewegungsabläufen, androgynen Kostümen und viel Interaktion mit dem Publikum. Schliesslich spielte er in Frankreich z.B. im Stade de France, dem grössten Fussball-Stadion des Landes, oder auf dem Grand Place in Brüssel vor über 10'000 Menschen.
Hier ein Clip aus einem Konzert 2013 in Kopenhagen.


Und zum Abschluss noch seine aktuelle Single Tous les mêmes. Einer meiner Favoriten des Maestros. Der Einfluss des Musik-Studiums, bei dem er nebst Klavier auch Saxophon und Trompete spielen lernte, ist unüberhörbar. Seine Abschlussarbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss der 40er- und 50er-Jahre auf die heutige Musik.




Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?

Wer erinnert sich nicht daran? Die Werbung war mal echt gut. So richtig sinnfrei. Da machte TV-Gucken noch Spass!


Zum Beispiel die Bluna-Werbung. So herrlich abgedreht, dass jedem, der Bluna trank, bewusst wurde, auf was für Drogen die Limonade basierte und welche Substanzen sich die Werbe-Abteilung einwarf.



Oder Hakle feucht. Eine Werbung für feuchtes Toilettenpapier anno 1992. Wobei der Song völlig mit dem Bild übereinstimmt - aber alles irgendwie nicht mit dem beworbenen Produkt.


Ich mach Sport und ess' nicht so viel. Dafür 1000 Packungen Yogurette pro Tag. Und man wird fit und schlank. Ah ja.


Es geht alles frischer, auch wenn du super aussiehst, 'nen Knackarsch hast und gerade durch einen Wasserstrahl von einem Gartenschlauch düst.



Und nun mein persönlicher Favorit zum Schluss: Der beste Jingle aller Zeiten. Hinein ins Weekend-Feeling!





Probot (with Lemmy) - Shake Your Blood


Probot als solches ist keine Band, sondern Dave Grohl. Genau. Der Foo Fighters-Frontsänger und Queens Of The Stone Age-Schlagzeuger spielt hier alle Instrumente selbst, hat dafür einige Gastsänger eingeladen - etwa Max Cavalera (Soulfly, Sepultura), Lemmy Kilmister (Motörhead) oder Tom G. Warrior (der Schweizer Thomas Gabriel Fischer von Celtic Frost).
Entstanden ist ein Werk, hart und direkt, aber auch äusserst stark.
Shake Your Blood ist die einzige Single, die daraus released wurde - und die rockt!

Dienstag, 21. Januar 2014

Die Top 5-Anti-System-Songs

Man kann gegen vieles sein. Gegen Rauchen, gegen Drogen, gegen rechts, gegen links, gegen Kapitalismus, gegen Kommunismus, gegen die Gesellschaft. Hauptsache anti.
Da ich zur Zeit der Gesinnung nachtrauere, die ich in meiner frühen Jugend hatte - zerstört das System, um eine bessere Welt zu schaffen! - kommen hier jetzt mal die Top 5 der Anti-System-Songs. Nach freier Auswahl meiner selbst und in bester Erinnerung an eine wilde, herrliche Zeit.


Soulfly - Terrorist
Max Cavalera kam von Sepultura zu Soulfly, zerstörte damit die Bloody Roots-Helden und machte Soulfly zu einer der besten Death Metal-Bands ihrer Zeit.
Das Album Primitive ist von der Machart her, von der Geschwindigkeit und Brutalität, von den Lyrics, einfach von allem her eines der besten der Sparte. Darauf zu finden ist der Song Terrorist, den ich jeden Abend nach der Arbeit im Zug auf den Nachhauseweg hörte und damit die anderen Fahrgäste malträtierte. Wenn man diesen Track hört, bekommt man glatt Lust, zum nächsten Geldautomaten zu gehen und diesem so ordentlich in die Fresse zu schlagen. Rise above this bullshit!






Rage Against The Machine - Bullet In Ya Head
Wenn wir gegen das System sind, darf eine Band nicht fehlen: Rage Against The Machine. Schon allein der Band-Name ist anti pur. Da Guerilla Radio zu kommerziell ist, picke ich aus ihrem wunderbar systemkritischen Soundrepertoire den Track Bullet In Ya Head. Wir sind doch alles Opfer der Industrie, nicht?



Mass Hysteria - World On Fire
Ich entdeckte diese Band in Nizza, als ich in einem versifften Plattenladen nahe des Virgin Music Stores den zu 99% mit Tattoos bedeckten Besitzer fragte, was denn seine Lieblingsband sei.
Um ehrlich zu sein, kannte ich die bereits 1993 gegründete Industrial Metal-Band nicht, aber echt jetzt. Ne laissez pas la aime de système!



Manu Chao - Politik Kills
Es muss nicht nur scheppern und krachen, bei Anti-System-Songs. Es geht auch ruhiger, gelassener, aber genau so direkt. Dies beweist der Franzose Manu Chao, der gefühlte 2'000 Sprachen spricht und dessen Live-Konzerte an Wucht und Intensität ohne Probleme mit Rage Against The Machine oder Soulfly mithalten können - einfach irgendwie anders.
Politik Kills erschien auf Chao's drittem Studioalbum La Radiolina. Er beschreibt dabei herrlich direkt, wie Politik so funktioniert - und nimmt jedem die Hoffnung, der glaubt, Politiker seien für den Souverän da.



Die Ärzte - Friedenspanzer
Punk ist die Definition von systemkritischen Denken. Das konnten selbst Offspring, Blink 182 oder Sum 41 nicht kaputt machen - okay, Avril Lavigne beinahe.
Die Ärzte haben mit Friedenspanzer einer der schönsten systemkritischen Punk-Songs aller Zeiten geschaffen, der einerseits Hoffnung gibt, andererseits die Probleme dieser Welt, dieses Systems, genau richtig aufzeigt. Ausserdem ist das Intro schlicht Weltklasse. Okay, eigentlich ist der Song nur hier wegen dem Intro. Wer will nicht aus einer Toilettenschüssel trinken und mit Insekten sprechen?




New Stuff: Damon Albarn

Damon Albarn ist ein Alleskönner. Mit Blur feierte er in den später 90er grosse Erfolge, 2001 folgte zusammen mit seinem ehemaligen Wohnpartner - dem Tank-Girl-Zeichner Jamie Hewlett - die Gründung der Gorillaz. Auch bei The Good, The Bad & The Queen wirkte Albarn mit, zusammen mit Tony Allen (Fela Kuti), Paul Simonon (The Clash) und Simon Tong (The Verve).

Nun ist Albarn für einmal solo unterwegs. Mit Everyday Robots kommt seine erste Single auf den Markt. Irgendwo zwischen Blur und Gorillaz zu finden, geht Albarn seinen Weg immer noch konsequent weiter.




Sonntag, 19. Januar 2014

Portugal. The Man - Evil Friends


Wer hat sie nicht, die bösen Freunde, mit denen man jedes Mal besoffen ist, wenn man mit ihnen abmacht?

Freitag, 10. Januar 2014

Top 5: Elektro und HipHop

Heutzutage ist es voll im Trend, dass Künstler der elektronischen Musik ein Feature mit einer gängigen HipHop-Grösse machen. Ghostface Killah ist gefühlt auf jedem zweiten Song bei Chase&Status zu hören, Snoop Dogg hat sich auch schon mit David Guetta gepaart, und Kid Cudi holte für sein Day N' Nite die Dubstep-Combo Crookers ins Studio. Wobei Kid Cudi so eine richtige Elektro-Schlampe ist, hat er doch auch schon mit David Guetta (Memories) und Steve Aoki (Pursuit Of Happiness) zusammengearbeitet.
Hinzu kommt, dass sämtliche ehemaligen und neuen Pop-Sternchen ihre Songs nun mit einem Elektro-Beat à la DJ Tiësto unterlegen, Miley Cyrus und Britney Spears etwa, aber auch die ewig möchtegern-junge Madonna. Über den ganzen RnB-Elektro-Scheiss, etwa von Usher oder Bruno Mars, reden wir gar nicht.


Der Trend ist jedoch mitnichten neu, und es gab Kollaborationen, die sich echt hören lassen konnten. Gibt es wahrscheinlich heute auch noch, nur bekommt man bei der ganzen Zumüllung mit dem ewig gleichen Beat das nicht mehr mit.
Auf alle Fälle hier mal meine Top 5 der besten Elektro-HipHop-Kollaborationen!


Apollo 440 feat. Beatnuts - Dude Descending A Staircase
Apollo 440 sind eigentlich für ihren Big Beat bekannt - der Mixtur von Rock- und Elektro-Elementen. So verarbeiteten sie etwa Ain't Talking 'Bout Love von Van Halen zu einem veritablen Partykracher. Auch Raw Power von Iggy Pop & The Stooges wurde kräftig durch den musikalischen Fleischwolf gedreht.
Auf ihrem ihrem Album Dude Descending A Staircase, welches als Doppel-CD 2003 erschien, vermischen sie jedoch zum ganzen Big Beat noch HipHop hinzu. Etwa im Opener sind die Jungs von Beatnuts - und dies hört sich tatsächlich gut an.



Propellerheads feat. De La Soul - 360° (Oh Yeah?)
Die Propellerheads wurden dem breiten Publikum durch ihren Track Spybreak! bekannt, der auf dem Soundtrack vom ersten Teil des Films Matrix (mit Keanu Reeves) zu finden ist.
Eigentlich im Drum n' Bass angesiedelt, drifteten sie immer mehr in den Big Beat ab.
Nur zwei Alben sowie 3 EP's kamen von den Propellerheads raus - sie tourten lieber durch die Welt herum und spielten etwa in Bern im Dachstock anno 1999.
360° (Oh Yeah?) ist auf ihrem ersten Album Decksandrumandrockandroll von 1998 zu finden, meiner Meinung nach eines der interessantesten Elektronik-Alben, welches je veröffentlicht wurde.



Freestylers vs. Pendulum - Painkiller
Pendulum sind Drum n' Bass-Könige. An ihren Konzerten kommt man aus dem exzessiv Rumhüpfen und dem intuitiven Rumtanzen gar nicht mehr raus.
Dazu kommen die Freestylers, die eigentlich zuerst eine HipHop-/RnB-Kombo waren, sich nach der Zusammenarbeit mit Pendulum allerdings immer mehr der elektronische Musik zuwandten.
So hat der Song auch alles, was es braucht, um mal irgendwie besinnungslos in der Gegend rumzupogen und dabei trotzdem zu bouncen, was das Zeug hält.
Der Track entstand 2001, ist aber erst auf dem 2006 veröffentlichten Album Adventures In Freestyle zu finden.



Chemical Brothers feat. Anwar Superstar - Left Right
Die beiden Briten Tom Rowlands und Ed Simons, besser bekannt als Chemical Brothers, vermischten seit je her viele Musikrichtungen und Einflüsse in ihren Sound. Zu Beginn noch eher techno-lastig, mutierte ihre Musik mit der Zeit in einen bunten Mix aus Big Beat, Drum n' Bass, HipHop, Rock, Jungle Beat.
Bereits auf ihrem Debüt-Album Exit Planet Dust (1995) waren die Einflüsse des Londoner Urban-Sounds zu hören, etwa beim Song Chico's Groove. Diesen Stil kultivierten sie von Album zu Album mehr, etwa bei Dig Your Own Hole (1997) mit Piku oder Lost In The K-Hole.
Nach mehreren Side-Projekten der Beiden folgte 2005 mit Push The Button ihr kommerziell erfolgreichsten, weil auch bestes Album. Nebst Kollaborationen mit Kele Okereke (Bloc Party) ist hier auch der Song Left Right zusammen mit Anwar Superstar zu finden. Echt netter Track.



Le peuple de l'Herbe feat. Puppetmastaz - El Paso
Die Franzosen von Le peuple de l'Herbe mixen so in etwa alles, was ihnen in die Finger kommt, in ihren Sound. Featurings mit Reggae-Musiker sind genau so Normalität wie etwa mit der französischen Indie-Rock-Truppe Nada Surf.
2004 erschien ihr sehr starkes Album Cube, auf welchem jeweils zwei Features mit JC001 und den Puppetmastaz zu finden sind. El Paso ist dabei einer der besten Songs des Werks, eingängig, ruhig und doch erfrischend.


Neues von Züri West

Kuno Lauener ist bekennder YB-Fan, sein Song "Häbi-Goal", eine Ode an den ehemaligen YB-Torjäger Thomas Häberli, ist in Berner Fussballkreisen Kult.
Nun kommt der neue Song von Züri West mit dem Namen Goalie. Es ist der Titeltrack zum Film "Der Goalie bin ig". Der Song erinnert mich an zig Senioren-Spiele in den Provinzen rund um Bern, wenn 50-jährige Männer der Kugel hinterher joggen und es primär um das Bier nach dem Spiel geht als um sonst was. Nur Kuno kann solche belanglose Dinge so herrlichst pointiert besingen.


Frankreich zensiert Britney und Miley

Die Franzosen gelten als ein sexuell äusserst aufgeschlossenes Volk. Daneben ist Frankreich aber seit je her ein äusserst sozialistisches, emanzipiertes Land.
Dies erfahren nun Britney Spears und Miley Cyrus.

Die Clips zu Work Bitch (Spears) und Wrecking Ball (Cyrus) wurden nun von der zuständigen Kontrollbehörde CSA für das Tagesprogramm der TV-Sender gesperrt.
Work Bitch sei sadomasochistisches Universum, welches Frauen in einer Art und Weise darstelle, die nicht mit den Vorstellungen und Ansichten der Zuschauer vereinbart werden könne.





Meines Erachtens darf der Clip nur schon wegen dem absolut sinnfreien, völlig bescheuerten Text und der mittlerweile klassischen Eurobeat-Unterlegung des Sounds gesperrt werden. Wenn der Pop ein Barometer für die Gesellschaft darstellt, wie dies Nick Hornby etwa meinte, dann sind wir mittlerweile auf einem bedenklichen Niveau angekommen.

Auch Miley Cyrus' Wrecking Ball wurde für das Tagesprogramm gesperrt. Begründung:
"Sexuell zu freizügig". Das sagen also jene Franzosen, bei denen es seit je her modisch ist, ohne BH rumzulaufen.
Besser wäre gewesen: "Wegen der Dummheit des Textes und der stilistischen Umsetzung eben jenes im Videoclip kann der Song nun mal nicht im Fernsehen gezeigt werden, da wir die Verblödung der Masse befürchten."


Immerhin könnte man noch dahingehend lamentieren, dass Miley Cyrus durch das Halten eines grossen Hammers (!) die Gleichstellung der Frau im Baugewerbe fordert. Wenn sie dann aber anfängt, den Hammer zu lecken - nun ja. Dahin ist diese schöne Argumentation.




Fünf Sterne Deluxe - Sillium

Das Album Sillium von der deutschen HipHop-Combo Fünf Sterne Deluxe ist eines der besten Deutschrap-Alben, dass ich je gehört habe. Mit viel Witz, Charme sowie einer unglaublichen Rhetorik bringen die Jungs alles auf den Punkt, was es auf den Punkt zu bringen gibt.

Hier mal der Main-Track Sillium für euch! 




Donnerstag, 9. Januar 2014

Healthy brain food

Ich habe nächste Woche Prüfungen und verbringe so viel Zeit wie möglich in der Bibliothek und lerne... Deshalb muss alles andere möglichst schnell und unkompliziert sein. Normalerweise heisst eine solche Phase für mein Essverhalten eine Menge Fastfood, Zucker in allen möglichen Formen und ab und zu einen Kaffee - mit viel Zucker natürlich. Gestern bin ich aber per Zufall auf dieses Rezept gestossen und hab's heute gleich mal ausprobiert. Es schmeckt superlecker und ist schneller zubereitet als die Kaffeemaschine aufgewärmt und der Kaffee in die Tasse gelaufen ist.

Zutaten:
Hüttenkäse nature
ein Schuss Milch
eine oder verschiedene Früchte, in meinem Fall ein Apfel
zerstossene Wal- oder Pekannüsse
etwas flüssiger Honig

Vorgehen:
Hüttenkäse mit der Milch vermischen, Frucht in Stücke schneiden und drüber verteilen, gehackte Nüsse drüber streuen und mit flüssigem Honig beträufeln - fertig.


P.S.: wisst ihr was mich in der Bibliothek so richtig nervt - noch mehr als tuschelnde Nachbarn?! Das monotone nznznznznznznznz aus dem Kopfhöhrer hintermir! Will gar nicht wissen was der sich für Schrott reinzieht.. *grml*





Birdy Nam Nam - Red Dawn Rising



Das DJ-Quartett aus französischen Landen, genauer Nizza, hat so einiges in seiner Karriere gewonnen: DMC Technics World Team Preis 2002, zig DJ-Team-Contests, ein paar Mal Platin in Frankreich, Grossbritannien oder Russland.
In der Schweiz steht das Quartett eher im Schatten von den grossen französischen Electro-Acts wie Daft Punk oder Justice - doch: wessen erstes kommerzielles Album ein Live-Album ist (Live in Paris), der macht alles richtig.

Red Dawn Rising ist vom Album Manual For Successful Rioting, ihrem zweiten Werk. Mittlerweile ist mit Defiant Order ein drittes hinzugekommen.
(by the way: ihr de facto erstes Album, Birdy Nam Nam, erschien zuerst nur auf Vinyl, wurde aber später, nach dem Erfolg von Manual For Successful Rioting, auf CD re-released.)

Mittwoch, 8. Januar 2014

Top 5 von vor 10 Jahren (2004)

Anno 2004. Ich war gerade in meinen Flegeljahren, jedes Wochenende irgendwo betrunken unterwegs und fröhnte ausschliesslich harter Rock-Musik von Rammstein, Soulfly oder Rage Against The Machine. Rebellisch, praktisch, gut.

Dabei gab es vor 10 Jahren noch anderen Scheiss. So richtig heftigen Scheiss.
Die besten 5 Hits von vor 10 Jahren - aus meiner Sicht - präsentiere ich euch heute!


Eric Prydz - Call On Me
Eric Prydz ist ein schwedischer Produzent und DJ. Er war in einem Heim für schwererziehbare Kinder, weil er in eine Schule einbrach und ein Keyboard stahl.
Ob er Call On Me mithilfe dieses Keyboards produziert hat, weiss ich nicht.
Das Einzige, was ich weiss, ist, dass der Clip zum Song echt heiss ist.



Kelis - Trick Me
Kelis ist eine der begnadetsten RnB-Sängerinnen aus den Staaten. Die 1979 in Harlem geborene Kelis Rogers, die ausnehmend gut Klavier, Geige und Saxophon spielen kann, brachte 2004 mit Trick Me einen Song raus, der mich damals lange begleitete. Irgendwie hat der Track Stil, irgendwie wippt man automatisch mit dem Fuss, wenn man ihn hört.


Fatman Scoop - Be Faithful
Fatman Scoop ist eigentlich Radiomoderator und Produzent, wurde 2004 aber mit Be Faithful zusammen mit Faith Evans berühmt. Ein absolut urbaner HipHop-Track,
Da er sich ansonsten nur mit Remixes beschäftigt, hörte man vorher und danach nicht mehr viel von ihm. Dennoch: If you got fifty dollars there, put your hands up!


Rammstein - Keine Lust
Das vierte Studioalbum von Rammstein erschien 2004 - und hob die Industrial Metal-Band definitiv in eine kommerziell einträgliche Rock-Klasse.
Dennoch: Im Song Keine Lust manifestiert sich die Lust- und Antriebslosigkeit eine ganzen Generation - mehr noch: ein ganzes Lebensgefühl. Das "Alles haben, aber nichts tun".
Ausserdem zitierte ich damals immer den Refrain dieses Songs, wenn ich was nicht machen wollte.


Sektion Kuchikäschtli - I han2004 erschien das meiner Meinung nach wohl beste Schweizer Rap-Album aller Zeiten. Sektion Kuchikäschtli's Nur so am Rand. Politisch, sozialkritisch, ehrlich, eingängig, jazzig. Rennie und Co. haben sich damit in der Schweiz zurecht Platin verdient. Und die Scheibe höre ich auch heute noch äusserst gerne.



Fussball kann auch cool sein

Dass Fussball nicht nur das Rumkicken an einem Lederball ist, beweist der französische Strassenkünstler Arnaud Garnier. Sowas hat echt Stil.




Montag, 6. Januar 2014

Back In Time!

Seit geraumer Zeit habe ich eine Musiksparte vernachlässigt, die mir persönlich eigentlich sehr am Herzen liegt: Oldies.
Die Schätze, die ältere Songs in sich bergen, sind enorm. Auch weil zu jener Zeit nur wirklich talentierte Musiker, Kreationisten, bekannt wurden. Zudem war es damals - in grauer Vorzeit - so, dass die Menschen viel mehr auf den Text denn auf die musikalischen Arrangements achteten.

Aus jener Zeit präsentiere ich euch jetzt fünf von meinen Lieblingssongs. Die Auflistung ist mitnichten komplett, sie könnte um ein Vielfaches erweitert werden. Aber es sind Songs, die mir gerade in der jetzigen Zeit durch den Kopf schwirren.

Creedence Clearwater Revival - Fortunate Son
Creedence Clearwater Revival - auch CCR genannt - sind eine der interessantesten Bands der Hippie-Zeit. Dies, weil sie das eigentlich konservativ-bürgerliche Musikgenre Country mit ihren Lyrics "hippie-tauglich" gemacht haben.
Zu Beginn noch Anhänger des klassischen Rock n' Roll von Künstlern wie Fats Domino oder Little Richard, flossen bald einmal Rythmen des Blues oder Countrys in ihre Songs.
Der Erfolg von CCR hat zwei Seiten: Zum Einen trafen sie mit ihren Texten den Nerv der Zeit, zum anderen war ihr Sound absolut massentauglich, weswegen CCR auch häufig in den kommerziellen Radiosendungen zu hören waren.

Fortunate Son, einer meiner Favoriten von CCR, behandelt den Vietnam-Krieg bzw. die Thematik der "Dienstfreiheit" der Söhne von Millionären und Senatoren.
Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson betitelte diese als "Söhne Amerikas" und "die amerikanische Zukunft", weswegen Kinder von wohlhabenden und einflussreichen Familien keinen Einzug ins Militär und somit in den Vietnam-Krieg befürchten mussten.
Die beissende Kritik an dieser Vorgehensweise im Song Fortunate Son machte diesen Track zu einer der Hymnen der 68er-Bewegung.


 
Herman's Hermits - No Milk Today
Eigentlich wurde diese Band 1963 unter dem Namen "Heartbeats" gegründet. Zuerst als Coverband unterwegs, benannte sich ein Teil der Band in Herman's Hermits um - primär, weil sie eigene Songs schreiben wollten.
Stammend aus Manchester, Grossbritannien, waren sie Teil der "British Invasion", welche durch die Beatles ausgelöst wurde und die grossen Erfolge britischer Musiker und Bands in Amerika betitelt.
Nebst Platten veröffentlichte die Band auch Musical-Filme, etwa Mrs. Brown, You Got A Lovely Daughter (1968).

No Milk Today ist die erfolgreichste Single der Band, obwohl der Song zuerst nur auf der B-Seite der Platte My Reservation's Been Confirmed zu finden war. Speziell am Track ist ausserdem, dass Herman's Hermit hierfür ein Orchester ins Studio holten - als einer der ersten Bands überhaupt.
Der Text behandelt die zerbrochene Liebe zwischen dem Sänger Peter Noone und seiner Freundin. Die leere Milchflasche steht dabei für das Ende der Beziehung, für das Ende aller seiner Träume.
So simpel wie das klingt, so tiefsinnig ist der Text eigentlich.
 

 
Edwin Starr - War
Dieser Song hat einer der interessantesten Geschichten des frühen, kommerziellen Musik-Business hinter sich.
1969 schrieben nämlich Norman Withfield und Barrett Strong diesen Track. Gedacht war er eigentlich für die Band The Temptations, die den Song tatsächlich im Studio auch aufnahmen und auf ihrem 1970 veröffentlichten Album Psychedelic Shack platzierten. Bei Publikum und Presse kam das Lied gut an, doch mit Rücksicht auf die zum Teil konservativ eingestellten Fans verzichteten The Temptations darauf, den Song weiterhin zu spielen und diesen auch nicht als Single zu veröffentlichen.
So suchten Withfield und Strong einen neuen Interpreten für ihren Antikriegssong - und wurden bei Edwin Starr fündig.
Starr, der mit bürgerlichem Namen Charles Edwin Hatcher hiess, hatte zuvor mit 25 Miles erst einen Top-10-Hit und nach War sollte auch kein grosser Erfolg mehr kommen.
Dennoch verlieh er dem Song eine viel grössere Intensität als noch The Temptations, mit seiner Soul-Stimme schrie er den Protest der 68er-Bewegung quasi ins Herzen.
So wurde der Track zum kommerziell erfolgreichsten Antikriegssong aller Zeiten. Und hallt bis heute nach.
 

 
The Statler Brothers - Flowers On The Wall
1955 noch als Four Star Quartet gegründet, benannte sich die Band 1961 in The Kingsmen um.
Man spielte eine Art Country-Gospel, wobei die Band primär durch den unglaublich tiefen Bass von Harold Reid bekannt wurde.
1963 wurde die Country-Ikone Johnny Cash auf die Jungs aufmerksam - und brachte sie beim Label Columbia Records unter. Im selben Jahr tauchte aus England eine gleichnamige Band auf und so benannte man sich kurzerhand in The Statler Brothers um. Gerüchten zufolge soll man sich dabei nach einer Packung Nastüchern benannt haben, die bei der Diskussion um eine Umbenennung per Zufall auf dem Tisch lag.

Flowers On The Wall (1966) war ihre dritte Single und brachte ihnen zwei Grammys sowie eine Top-Platzierung in den amerikanischen und europäischen Charts ein. Schlagzeuger beim Stück war übrigens W. S. Holland, der diesen Part auch bei Johnny Cash's Band Tennessee Three übernahm.
1994 wurde der Song wieder bekannt, als Quentin Tarantino diesen auf den Soundtrack von Pulp Fiction setze.
 

 
Lori Lieberman - Killing Me Softly With His Blues
Ein Cover eines Covers. Die Fugees wurden 1996 mit ihrem Album The Score weltweit berühmt - und darauf war der Song Killing Me Softly zu finden. Doch die Fugees waren nicht die ersten, die dieses Lied coverten. Vor ihnen hatte dies schon Roberta Flack anno 1974 getan, damals hiess der Track noch Killing Me Softly With His Song.
Im Original wurde der Song jedoch von der unbekannteren Lori Lieberman gesungen. Diese zeigte sich nach einem Konzert der Folk-Legende Don McLean dermassen beeindruckt, dass sie die Lyrics hierzu zusammen mit ihren Freunden Norman Gimbel und Charles Fox schrieb. Die Musik komponierte Gimbel alleine.
Der Maintitel wurde kurz vor der Veröffentlichung noch umgeschrieben, denn zuerst hiess das Stück Killing Me Softly With His Blues; erst kurz vor Fertigstellung der Single benannte Lieberman dieses in Killing Me Softly With His Song um.
 
Das Tragische daran ist, dass Lieberman nie wirklich Erfolg hatte - auch mit diesem Song nicht.
Die Interpretationen von Roberta Flack sowie die deutsche Version der Sängerin Manuela waren in den jeweiligen Ländern Top-Hits, später auch die Version der Fugees. Wieso, weiss ich eigentlich nicht.
 



The Rakes - All Too Human

Wer ein Nietzsche-Buch als Songtitel verwendet und diesen dann auch noch lyrisch so umsetzt, wie dies die britischen The Rakes getan haben, verdient einen Song des Tages.
 

Jugend und Alkohol

Die 20 Minuten berichtet mal wieder darüber, dass die Jugend sich am Abend immer sinnlos betrinkt.
Zudem mache sie dies immer früher.
Selbstverständlich holt man danach das Blaue Kreuz zu Rate.
"Junge betrinken sich immer früher nach Feierabend", heisst es von dieser Seite. Grund daran sei die Preispolitik der Detailhändler.
Folgen davon, meint die 20 Minuten danach schwarzmalerisch, seien Pöbeleien, Spitaleinlieferungen, betrunkene Autofahrten. Sprich: Unsere Jugend ist ausser Rand und Band!


Die Idee jetzt ist, dass man die Preise erneut erhöht, den Verkauf am Abend einschränkt oder ganz verbietet sowie dass man Sixpacks aus den Regalen nimmt.
Meine Meinung: Blödsinn! Die heutige Gesellschaft argumentiert ähnlich wie ein besoffener Russe den Kommunismus schönredet.

Die verkommene Jugend
Die Jugend sei verdorben, verkommen, versoffen und verkifft. Man könne nichts mehr mit ihr anfangen, es sei keine Motivation, kein Antrieb vorhanden.
Nun. Das mag vielleicht ein wenig zutreffen. Aber wie schon Sokrates sagte: "Die Jugend ist immer das Abbild der vorherrschenden Gesellschaft". Sprich: Die heutige Jugend ist das Produkt genau jener Generation, die sich nun über eben diese echauffiert. Wieso können Teenager und Jugendliche spätabends am Bahnhof Alkohol kaufen und sich besaufen gehen? Weil niemand sie daran hindert - es sind keine Eltern, keine Bezugspersonen da, die ihnen etwas verbieten, sie vielleicht ermahnen oder ihnen gar mit Strafe drohen. Sämtliche Verbote, etwa das Verkaufsverbot von Alkohol am Bahnhof Bern ab 22.00 Uhr, sind kontraproduktiv und de facto obsolet. Man kann ja einfach früher mehr Alkohol kaufen gehen.
Früher, hört man oft, sei alles besser gewesen. Die Jugendlichen schön brav, machten alles, was man ihnen auftrug. Auch dies ist Blödsinn.
Die Jugend ist bei jedem Menschen dafür da, zu rebellieren. Gegen die Eltern, das Establishment, das System, die Lehrer. Was war nochmals im Summer Of Love? Drogen? Alkohol? Sex?

Und die Jugendunruhen in den 80er-Jahren? Pflastersteine flogen, Polizisten wurden verletzt, der Punk war auf dem Vormarsch - und mit ihm das exzessive Betrinken.

Die einzige Komponente, die sich geändert hat, ist die politische und mediale Tragweite des Tuns der Jugendlichen. Wenn in irgendeinem Emmentaler Kaff hundert Jugendliche sich an einem Dorffest betrinken, erscheint das nie und nimmer in der 20 Minuten.
Wenn in Bern am Samstag Abend beim Bahnhof ein besoffener Jugendlicher auf den Boden kotzt, reklamiert man bereits den Alkoholtod von zig Jungen.
Zudem scheint die Politik nun darauf versessen zu sein, sämtliche Kinder und Jugendliche von allem Bösen auf dieser Erde verschonen zu wollen - und sie beweist dabei absolute Doppelzüngigkeit und Pseudo-Moralismus. Gewaltspiele auf dem PC? Horror! Kriegsfilme im TV? Passt schon! Alkohol? Teufelszeug! Prostitution ab 16 Jahren? Okay!
Aufklärung im Unterricht? Scheisse, nein! Halbnackte Tussis auf jedem H&M-Plakat? Was ist schon dabei!

Symptombekämpfung
Wie bereits erwähnt, sind die Ver- und Gebote, die nun erlassen werden sollen, völliger Irrsinn.
Denn diese Dinge betreffen nicht nur die Jugend, sondern auch mich als erwachsene Person.
Wir haben doch schon ein Alkoholverkaufsverbot unter 18 Jahren, wo liegt also das Problem? Warum nicht einfach dieses Gesetzt konsequent umsetzen?
Die Problematik liegt darin, dass die Jugend eine extrem kaufstarke Gruppierung ist - und somit für den Detailhandel als äusserst lukrativ gilt. Die Politik kuscht vor der Wirtschaft - und versucht nun diese mit freiheitsberaubenden Gesetzen zu schlagen. Die Politik schränkt die individuelle Freiheit jedes Einzelnen aufgrund einer Minderheit ein - wobei ja nicht mal alle Jugendlichen "Rauschtrinker" sind.
Die Jugend derweil wird immer einen Weg finden, zu saufen. Weil die Jugend so ist und immer so war. Meine Mutter erzählte mir etwa letzten Samstag, dass sie in einem Ski-Lager der Oberstufe Linden (Einwohnerzahl damals: ca. 800) anno 1963 in Bumbach / Emmental erlebte, wie ein Mitschüler mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und sich die halbe Klasse betrank. Damals hiess es schlicht, der Junge hätte halt weniger trinken sollen. Heute würden der Wirt, Lehrer und sämtliche Betreuer ihren Job verlieren.

Was tun?
Was ist also zu tun?
Es ist eigentlich simpel. Man muss:
1. Die Eltern wieder in die Pflicht nehmen. Im Schweizer Gesetz steht klar geschrieben, dass die Eltern bis 18 Jahre eine Aufsichtspflicht zu erfüllen haben - und diese wird in letzter Zeit kaum mehr wahrgenommen. Die Verantwortung wird von den Eltern delegiert; an Schule, Stadt, Staat. Denn dies ist ja einfacher, als sich mit den Problemen der eigenen Kinder auseinanderzusetzen.
2. Die Politik muss den Finger auf die Umsetzung des Verkaufsverbots von Alkohol unter 18 Jahren halten - denn dieses Gesetz als solches sollte ja sämtliche Probleme eliminieren. Ab 18 Jahre kann es dem Staat - pardon - scheiss egal sein, was ich mit meinem Geld anstelle.
3. Organisationen wie das Blaue Kreuz etc. sollten sich nicht auf die mediale Hetzjagd gegen Jugendliche einlassen, sondern proaktiv wirken - und zwar sinnvoll. Nicht neue Verbote fordern, sondern auf die Einhaltung der bestehenden pochen. Wenn man der Jugend etwas verbietet, will sie es um so mehr - dies erkannte bereits Plato.
4. Die Medien sollten sich einmal überlegen, ob sie lieber über jeden betrunkenen Jugendlichen berichten wollen, oder über wirklich wichtige Dinge, wie etwa Hungersnöte in Afrika, Gewalt in Arabien, Terrorismus in Russland und dergleichen. Die ew'ge Berichterstattung über die schlechte Jugend manifestiert zum einen eine absolut verquerte Ansicht der Bevölkerung über den Zustand unserer Gesellschaft. Und zudem: Haben wir eigentlich keine andere Probleme, über die man berichten kann?

Zum Abschluss:
Lasst doch die Jugend mal Jugend sein - wir alle waren auch so. Oder etwa nicht?