Freitag, 6. Dezember 2013

Folk, Lyrik und eine Katze: Inside Llewyn Davis.

Ethan und Joel Coen sind legendär. Für Filme wie The Big Lebowski oder O Brother, Where Art Thou? erhielten sie zurecht den Ruf als schräge Geschichtenerzähler abseits des Hollywood-Mainstreams.
Nun kommt mit Inside Llewyn Davis ihr nächster Streich in die Kinos. Und primär für Musik-Fans lohnt sich der Streifen.

Denn der Film erzählt eine wahre Episode aus dem Leben des Folksängers Dave van Ronk und lehnt sich auch an dessen Albumtitel Inside Dave van Ronk an.
Hier heisst der Protagonist nur Llewyn Davis, ein Folk-Musiker, der sich das Leben mit Auftritten mit kümmerlicher Gage finanziert, auf den Sofas seiner Freunde schläft - und ab und zu auch mit den Freundinnen seiner Freunde - sowie desöfteren ein zu grosses Mundwerk hat und dafür ein blaues Auge davonträgt. Wenn Davis jedoch singt, dann erklingt wahre Poesie, gepaart mit einer für jene Zeit neuartigen Interpretation des afro-amerikanischen Blues. Aber weil Davis stur und ein bisschen egozentrisch ist, taumelt der Musiker von einer Kuriosität und Absurdität in die nächste. Denn trotz allem (und trotz der wahren Begebenheit, die diesem Film zugrunde liegt), bleibt der Streifen ein Coen-Film, was die Erschliessung grotesker Soziotopie gewissermassen voraussetzt. Hier hat man einen kauzigen Uni-Professor inklusive schrulliger Ehefrau (und die Katze - primär die Katze!), einen merkwürdigen menschlichen Koloss (herrlich: John Goodman. Zum Beispiel: "Was machen Sie beruflich? - "Ich bin Musiker." - "Und was spielen Sie?" - "Folksongs." - "Ich dachte, Sie seien Musiker?") und auch sonst etwaige komische Gestalten.
Oscar Isaac übernimmt die Titelrolle und liefert, schauspielerisch wie gesanglich, eine tolle Leistung ab. Der Film ist melancholisch-ironisch, bisweilen grotesk, aber stets mit der Coen-eigenen Vorstellung von Glückseligkeit beseelt.
Untermalt ist der Film mit einem hervorragenden Soundtrack, etwa mit Songs von Bob Dylan, Marcus Mumford (von Mumford & Sons), Justin Timberlake (der selbst im Film mitspielt) und natürlich von Dave van Ronk selbst.

Wer also Folk mag, wer auf Bob Dylan und Konsorten steht, wer sich politisch ambitioniert fühlt (denn wer Folk hört, wird automatisch politisiert), für den ist dieser Streifen ein Muss. Für alle anderen ist er ebenfalls äusserst sehenswert, da es halt doch ein Coen-Film ist. Und die Kombination Ethan und Joel Coen zusammen mit John Goodman hatten wir ja schon mal. Und die war echt gut.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wir freuen uns jederzeit über Anregungen, Kritik, Lob, Ideen und dergleichen.